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Music for Lady Louise
Info
Musikrichtung:
Barock Ensemble
VÖ: 18.11.2022 (Harmonia Mundi / Harmonia Mundi / CD / DDD / 2021 / Best. Nr. HMN 916119) Gesamtspielzeit: 61:07 |
MUSIKALISCHE VERFÜHRUNG
Die aus verarmten Adel stammende Louise de Penancoët de Kéroual, kurz Lady Louise, sorgte als französische Geliebte des englischen Königs Charles II. im 17. Jahrhundert dafür, dass der französische König über alles, was in London so vor sich ging, gut informiert war und England Frankreich wohlgesonnen blieb. Wegen ihr soll Charles II. sogar zum Katholizismus konvertiert sein.
Berühmt - oder auch berüchtigt - war sie für ihre manipulative Intelligenz, ihre leidenschaftlichen Ausbrüche und vorgeblichen Krankheiten, die sie immer dann überfielen, wenn sie an der Gunst des englischen Königs zweifelte. Immerhin gebar sie ihm einen Sohn und erlangte den Titel einer Baroness. Wie es sich gehörte, gewann sie dadurch erheblichen Reichtum, den sie ebenso leichtfertig wieder verspielte. Nach dem Tod von Charles II. nach Frankreich zurückgekehrt, halfen der Hochverschuldeten die Finanzspritzen von Ludwig XIV. und seines zeitweiligen Nachfolgers, des Regenten Philipp II. – offenbar war man mit ihrer Arbeit sehr zufrieden.
Auch kulturpolitisch blieb die französisch-englische Liaison nicht folgenlos. Die engen Kontakte zwischen den Königshäusern sorgten für einen regen Kulturtransfer, vor allem von Frankreich nach England. Lady Louise wusste um die bezirzende Macht der Musik und arrangierte für Charles II. Aufführungen mit französischen Musiker:innen.
Nun widmet das 2015 gegründete „Ensemble Leviathan“ unter der Leitung der Flötistin, Obo- und Fagottistin Lucile Tessier dem verführerischen Konzert-Management der kapriziösen Dame seine erste Platte.
Es ist eine Bonboniere mit buntem Konfekt aus der Feder u. a. von John Blow, Matthew Locke, Henry Purcell oder Jean-Baptiste Lully, die sich gewiss auch als Soundtrack für einen Film über das Leben der Lady Louise eignen würde – insbesondere, wenn es darum geht, die anekdotischen Momente dieser Biographie zu illustrieren.
Englischer Humor und „Folksound“ treffen auf französische Raffinesse und große Oper (freilich reduziert auf ein intimes kammermusikalisches Format): Mal kokette, mal klagende Blockflöten wetteifern da mit gediegenen Gambenklängen; Mad-Songs und Airs, Ensembles, Tänze und Instrumentalsätze aus französischen Opern und englischen Maskenspielen ergänzen sich zu einem bunten Mosaik, das mehr ist als die Summe seiner Teile. Die versierten Sänger:innen - sehr bemerkenswert der Haute-Contre von Clément Debieuvre - balancieren als „Singer-Actors“ gekonnt zwischen U- und E-Musik. Zwar mag man manchmal den „großen Ton“ einiger Lullyscher Originale vermissen, doch als private Soirée lässt man sich das Programm sehr gerne gefallen.
Ein unterhaltsames und kurzweiliges musikalisches Porträt. Und eine einnehmende Visitenkarte des Ensembles!
Georg Henkel
Trackliste
Jean-Baptiste Lully: Air pour les pecheurs » Air de la fete infernale aus ›Alceste‹; Que l'on chante, Dormons tous, ›Ciel! Quelle vapeur m'environne aus ›Atys‹; Bourree aus »Le Grand Divertissement Royal de Versailles«; Que ces gazons sont verts aus »Roland«
Matthew Locke: Lilk aus »The Tempest«; Symphony for the descending of Venus & Song of the Devils and the Furies aus »Psyche«
Henry Purcell: Hence with your trifling deity aus Timon of Athens; Aire & Hornpipe aus Bonduca; Prepare, the rites begin aus The Fairy Queen
Samuel Akeroyde: An new song sung by a fop newly come from France
John Eccles: Oh! Take him gently from the pile aus »Cyrus, the Great«
Anonymus: De foolish English nation; Forth from dark and dismal cell
Besetzung
Lucile Tessier, Blockflöten, Oboen, Fagott & Leitung
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06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |