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Reviews

Necromance

White Gothic


Info

Musikrichtung: White Gothic

VÖ: 08/1997

(ProTon)

Gesamtspielzeit: 52:22

White Gothic war 1997 das Debüt der düsteren Christen Necromance. In den Jahren zuvor waren bereits mehrere Demos und Split-Releases erschienen, die inhaltlich und musikalisch noch anders klangen. Gestartet waren die Spremberger als Death Metal Act. Die christliche Ausrichtung hatte sich erst nach einigen Besetzungswechseln eingestellt.

Die Vergangenheit zeigt sich gelegentlich mit etwas härteren Riffs und derberem Gesang. Aber man muss nach dem Start der CD einen Moment warten, um auf derartige Elemente zu stoßen – und ohne das Wissen über die Vergangenheit der Band würde man sie eher als kleine Anleihen an ein Nachbar-Genre ansehen.

Der Opener kommt mit einem etwas simplen Drumming, Streicherhintergrund und düsterem, aber nicht unfreundlichen Gesang völlig unmetallisch rüber. Das konnten auch Profi-Gothics schon schlechter. Interessant wird es bei dem Quasi-Instrumental „The Harvest of the Earth”. Am Anfang und am Ende werden Verse aus der Offenbarung des Johannes gesprochen. Danach gibt es immer wieder massive, aber kalte Riffs.

Ganz anders – und typischer für diese Phase von Necromance - kommt „Lilies of the Field“. Hier wird der Bibeltext gesungen. Die akustische Gitarre wechselt sich mit einer ruhigen E-Gitarre im Hintergrund ab.

Abwechslung wird auf White Gothic überhaupt großgeschrieben. „Signs of the end of the Age“ kommt mit deutlich hörbarem backward Masking (ein ironischer Seitenhieb in Richtung Satanisten?). „Our Seats are empty“ und „God is Might” drücken mit massiven Riffs. „Sounds of Brainstorms” lässt es einem mit der Mischung aus klaustrophobischen Dauerriffs und Kirchenorgel kalt den Rücken runter laufen. „Waiting for the Lord“ beginnt mit fast sakralem Gesang und lässt plötzlich die Drums donnern. Die deutsch gesungenen „Vom Sterben“ und „Vom Hindern“ kommen recht rockig. Am Ende wird in „Voice in the Wilderness“ der Johannes-Prolog fast hörspielartig vor Kirchenglocken und Orgel verlesen.

Textlich spannend ist „Mysterious Night“, das die Faszination einer nächtlichen Kirche beschreibt, die einen Menschen regelrecht in ihren Bann zieht. Es ist in gewisser Weise das positive Gegenbild zu Cradle of Filths „The Forest whispers my Name“, das ziemlich zur selben Zeit erschienen ist.

„God is Might” thematisiert die bleibende Erwählung Israels. „Waiting for the Lord“ macht deutlich, dass das Wissen um die Erlösung nur die eine Seite der christlichen Existenz ist, in der das soziale Handeln nicht zu kurz kommen darf. „Vom Hindern“ befasst sich gelungen mit der Theodizee-Frage, indem es dem Mensch den Spiegel vorhält.

Das Hauptthema des Albums ist allerdings die Apokalypse, das sichere Ende jedes Einzelnen, der Menschheit, sowie des gesamten Universums. Gut biblisch ist das für Necromance allerdings ein Hoffnungszeichen. Denn der Untergang dieser Welt ist in der christlichen Apokalyptik nur der Auftakt für das Erscheinen einer besseren Existenz.

Erschienen ist das Album wohl (auch?) bei Pleitegeier Records. Davon ist meinem Exemplar allerdings nichts anzusehen. Es ist das Album Nummer 002 von ProTon. Ob es einfach nur in dieser Form über Pleitegeier gelaufen ist, oder ob es eine weitere Auflage mit Nennung des Namens des christlichen Underground Labels gab, entzieht sich meiner Kenntnis.

Ein schöner Service ist der Abdruck der Texte auch in deutscher (bzw. bei den deutschen Titeln in englischer) Übersetzung.

Auf jeden Fall ist White Gothic ein Album, das die Aufmerksamkeit rühriger Re-Release-Labels verdient hätte.



Norbert von Fransecky

Trackliste

1Wait for me 3:48
2Morgenlied in böser Zeit 4:55
3The Harvest of the Earth 4:00
4Our Seats are empty 3:30
5Lilies on the Field 4:32
6Signs of the End of the Age 2:04
7Mysterious Night 3:46
8God is Might 4:08
9Eternal Glory 2:34
10Sounds of Brainstorms 3:18
11Vom Sterben 4:28
12Waiting for the Lord 3:04
13Vom Hindern 4:06
14Voice in the Wilderness 4:08

Besetzung

Runhardt Scheffler (Voc, Git, Keys)
René Schwulera (Keys)
Sandra Bogdan (Voc)
Mike Petrick (Voc, B)
Murd Retupmoc (Dr)
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