····· Wolvespirit verkaufen Bullshit ····· Rock of Ages - Zusatzshows in 2025 ····· Ally Venable veröffentlicht Video zur neuen Single „Do you cry“ ····· Das zweite Album von Wizrd kommt zum Nikolaus ····· 40 Jahre Helloween - Das muss gefeiert werden ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Les Lunaisiens - Merd' v'là L'hiver (Complaintes des Gens de Rue)

Anonymus – Waldteufel, E. – Bernard, P. u. a. (Marzorati, A.)


Info

Musikrichtung: Romantik - Moderne - Chanson

VÖ: 04.11.2022

(Alpha / Note 1 / CD / DDD / 2020 / Best. Nr. Alpha 887)

Gesamtspielzeit: 58:52

KUNSTVOLL VERRUCHT

Selbst die Straßenmusik hat in Frankreich Stil – zumindest, wenn sie so serviert wird wie hier: „Merd' v'là L'hiver“ – im Booklet recht dezent mit „Mist, der Winter ist da!“ verdeutscht, setzt den Ausgestoßenen, Abgewirtschafteten und Verarmten der Pariser Gassen- und Gossen-Welt ein musikalisches Denkmal. Freilich nicht als O-Ton, sondern in der künstlerischen Verarbeitung durch diverse Komponisten, Arrangeure und die genialischen Interpret:innen von „Les Lunaisiens“, denen der Bartion Arnaud Mazorati als spiritius rector vorsteht.

Gaststar ist die wandlungsfähige Stéphanie d’Oustrac, deren Mezzosopran den zierlichen barocken Gefilden entwachsen ist und inzwischen eindrückliche Tiefen und einen ebensolchen Impact erreicht hat, so dass man sie in der Rolle diverser „Gouleuses“, den Primadonnen der Straße, kaum wiedererkennen mag. Dunkel, wild und gefährlich klingt sie, aber auch sinnlich und exotisch, irrlichternd zwischen den Registern und Geschlechtern. Madame scheint genau zu wissen, wovon sie singt – und ob es sich um das Elend, die Liebe, die Rache oder das Verbrechen handelt: Man ist im Bann der „Viper der Bürgersteige“, wie der Komponist Vincent Scotto auf Worte des Dichters Jean Rodor 1919 die einstigen Damen der Halbwelt besingt.

Mazorati steuert manch düstere Moritat respektive traurig-vergruselte Klagegesänge dazu bei, die Damen vom „Choeur de Femmes Audomaria de Saint-Omer“ umweben das Ganz mit flitterhaften Einwürfen zweifelhafter Herkunft.

Mit Drehorgel und Harfe, Violine und Leier, Flöte und Fagott veredeln die übrigen „Lusainiens“ das Ganze mit einem authentischen Soundambiente. Herrlich nostalgisch und auch etwas romantisch tönt das: Eine tolle Stunde Musik, die von den vielen namenlosen Straßenkünstler:innen auf der größten Bühne Frankreichs, den Bürgersteigen oder Kneipen von Paris, ein verklärendes Portrait zeichnet.



Georg Henkel

Trackliste

Anonymus: Dies irae; Merd' v'la l'hiver I & II; Complainte de Fualdes; Soliloque du Chanteur ambulant; La Peronnelle
Aristide Briant: V'la l'Cholera
Vincent Scotto: La Vipere du Trottoir
Francis Popy: Valse hesitation "Spleen"
Emile Waldteufel: Valse "Amour et Printemps"
Gustave Goublier: Filles d'Ouvrier
Jean Varney: La Serenade du Pave
Paul Bernard: Ca fait peur aux oiseaux
Ducreux et Beretta: Complainte de Paillasse
Cesar Cui: Les Petiots
Gaston Gabaroche: Les Nocturnes

Besetzung

Stéphanie d'Oustrac, Mezzosopran
Arnaud Marzorati, Bariton & Leitung

Choeur de Femmes Audomaria de Saint-Omer

Les Lunaisiens
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger