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Beethoven, L. v. – Schütz, H. – Buxetuhude, D. u. a. (Colson, L.)

Passages. Deutsche barocke Ritualmusik

Info Musikrichtung: Barock Ensemble VÖ: 04.11.2022 (Riccercar / Note 1 / CD / DDD / 2022 / Best. Nr. RIC 443 ) Gesamtspielzeit: 77:36

Ludwig van Beethoven auf einer Platte mit barocker deutscher „Ritualmusik“? Hört man die drei eigentümlich archaischen Stücke, die Beethoven für Trauerfeiern von Freunden komponiert hat, relativiert sich das Fragezeichen sofort: Trotz gewisser klassischer Harmonisierungen klingen Beethovens kurze Stücke so streng und retrospektiv, dass sie sich mühelos in den Kanon der hier versammelten Stücke einfügen, die den Bogen vom späten 16. zum frühen 18. Jahrhundert, von Orlando die Lasso bis hin zu Johann Sebastian Bach spannen. Dass bei Beethoven einmal ein Posaunenquartett hinzutritt, unterstreicht die Verwandtschaftsverhältnisse noch. Der dunkle und leicht unirdisch hauchige Klang dieser Instrumente prädestiniert sie für feierliche, getragene Stimmungen. Und die stehen auf diesem Album des Ensembles „InAlto“ unter dem Titel „Passages“ im Zentrum.

Es geht um Musik vornehmlich des Trauerns und des Abschieds, „Passagen-Musiken“ eben, bei denen Verstorbene aus der Welt der Lebenden in die Welt der Toten bzw. die Gottes Hände übergeben werden. Das Ensembles „InAlto“ resümiert damit die zehn Jahre seit seine Gründung, wie Leiter Lambert Colson schreibt. Der Klang von Posaunen und Zinken prägt die Arbeit des Ensembles und verleiht auch den hier versammelten Stücken häufig eine charakteristische Farbe und Stimmung zwischen Licht und Schatten, Himmel und Erde. Die hallige Kirchenakustik betont die jenseitig erhabene Wirkung dieser Klänge noch. Dabei ist die Musik von Schütz, Scheidt, Bach, Buxtehude und anderen nicht immer nur schwermütig, wie man erwarten würde, sondern bringt auch christliche Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod zum Ausdruck. Dann kann sie sogar etwas Freudig-Jubilierendes haben.

In allen Fällen gelingt es dem Ensemble dank hervorragender Vokal- und Instrumentalsolist:innen, den jeweiligen Affekt zu verlebendigen, was insbesondere im Fall von Buxtehudes hochexspressiven „Klage-Lied“ – und dies trotz der hier nicht besonders guten Textverständlichkeit – zu einer erschütternden Wirkung führt.

Georg Henkel