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Brahms, J. (Fischer)

Symphonien und Orchesterwerke

Info Musikrichtung: Romantik VÖ: 07.10.2022 (Channel Classics / Outhere / Note 1 / CD / 2009-2020 / Artikelnr. CCS BOX 7322) Gesamtspielzeit: 255:00 Internet: Budapest Festival Orchestra

Alles drin, alles dran - und dennoch mag man es nicht als Gesamteinspielung bezeichnen, was Iván Fischer hier mit seinem Budapest Fetsival Orchestra vorlegt. Das hat seinen Grund darin, dass nicht nur die Aufnahmedaten, sondern auch die interpretatorischen Qualitäten der vier CDs weit auseinander liegen:

So wirkt die erste Symphonie (aufgenommen 2009) insbesondere im Streicherklang unangenehm schlierig. Die Strukturen werden verwischt, der legatogeprägte Gesamtklang dickt pastos ein, obschon die Tempi durchaus flott gewählt werden. Etwas weniger fällt dies bei der Zweiten ins Gewicht, der Fischer ein betont freundlich-optimistisches Gesicht gibt. Als veritable Enttäuschung erweist sich hingegen seine Interpretation der Vierten, an die der Ungar gewissermaßen mit der Niedrigtemperaturmethode herangeht, was dem bei aller Formenstrenge so expressiven Werk nun überhaupt nicht bekommt - der Kopfsatz wirkt geradezu kraftlos, das Finale statt sich dramatisch zuspitzend eher mechanisch gleichförmig.

Was für ein Unterschied zu der erst 2020 entstandenen Aufnahme der 3. Symphonie: Hier zeigt sich, welch enorme Entwicklung Fischer und sein Orchester genommen haben. Das verschachtelte Werk, das zwischen heroischem Trotz und abgründiger Traurigkeit hin und her taumelt, wird transparent, klar und mit erfreulicher Klangfarbenpracht musiziert. Es schließt sich eine geistreiche und humorvolle Interpretation der nur selten zu hörenden, dabei unbedingt kennenswerten zweiten Orchesterserenade an.
Das mag ein wenig versöhnen, aber 1:3 ist dann am Ende eben doch ein unbefriedigendes Resultat. Es hätte vielleicht Sinn gemacht, auch die anderen Symphonien noch einmal auf aktuellem Niveau einspielen zu lassen.

Sven Kerkhoff