Reviews

Blechreiz

Flight of the Bumble Bee

Info Musikrichtung: ska VÖ: 08.04.2022 (Pork Pie / Broken Silence) Gesamtspielzeit: 59:34 Internet: http://www.facebook.com/blechreiz

So ganz sicher bin ich mir über den Charakter dieses Albums nicht. Der Waschzettel der Plattenfirma spricht auf der einen Seite ganz klar von einem neuen Album, weist aber darauf hin, dass gleich vier Versionen ihres bekanntesten, auch für dieses Album namengebenden Hits vertreten sind – und auch „viele markante Blechreiz-Songs der Bandgeschichte“. Das klingt dann mehr nach einem Best of Album. Wobei die ersten drei Songs gemeinsam mit der Bläser-Sektion der kolumbianischen Ska-Band Memoria insuficiente Ska (neu) aufgenommen wurden.

Wenn die große Besetzung gleich mit besagtem Band-Hit einsteigt, muss man sofort an den „Heavy heavy Monster Sound of Madness“ denken, wie es einst zum Einstieg von „One Step beyond“ hieß – ebenfalls ein 99%iges Instrumental und ebenfalls DER Hit der Band.

Aber Blechreiz sind nicht Madness. Denn wenn es bei den Berliner auch gelegentlich melodisch weiche Parts gibt, haben sie mit den Pop-affinen Briten im Letzten wenig zu tun. Hier ist eine wesentlich schärfere Punk-Prise mit im Topf. Das Motto der Band „Bis der Anzug durchgeschwitzt ist und das Kondenswasser von der Decke rinnt“ sollte man nicht allzu wörtlich nehmen, denn dann müsste man die CD schon spätestens nach den ersten drei Stücken aus dem Player nehmen. Mit wie viel Power das teilweise verstärkte Oktett auch im Studio zugange ist, merkt man auch daran, dass die Studio-Version von „Bumble Bee“ vom Energiegehalt her kaum gegenüber der im Berliner SO 36 mitgeschnittenen Live-Aufnahme abfällt.

Im Zentrum der Energieüberzeugung stehen überwiegend die Bläsersätze von aggressiven Gitarrenriffs angetrieben. Aber z.B. bei „Out tonight“ darf sich auch die Orgel fett und Vintage mäßig in Szene setzen.

Songs wie der Gewerkschaftssong „Which Side are you on?“ und die Anti-Fa-Hymne „Gewalt regiert“ machen deutlich wo Blechreiz politisch stehen.

Neben Power- und Fun-Ska („Freddy Mc Welcome“) gibt es Reggae lastige Nummern, wie das russifizierte „Wolga“ und die an Kid Creole and the Coconut erinnernde „Beer fort he Boys“.

Norbert von Fransecky