····· Wolvespirit verkaufen Bullshit ····· Rock of Ages - Zusatzshows in 2025 ····· Ally Venable veröffentlicht Video zur neuen Single „Do you cry“ ····· Das zweite Album von Wizrd kommt zum Nikolaus ····· 40 Jahre Helloween - Das muss gefeiert werden ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Dawson, W. L. – Walker, G. – Grant, W. (Gray, K.)

African American Voices


Info

Musikrichtung: Klassische Moderne Orchester

VÖ: 04.11.2022

(Linn / Note 1 / CD / DDD / 2022 / Best. Nr. CKD 699)

Gesamtspielzeit: 61:01

MIT EIGENER STIMME

Eine ebenso notwendige wie gelungene Ergänzung des Repertoires um nach wie vor vernachlässigte Pfade der Musikgeschichte legen Dirigent Kellen Gray und das Royal Scottish National Orchestra hier vor: Sie bringen afro-amerikanische Komponisten zu Gehör, die zur ersten und zweiten Generation nach der Aufhebung der Sklaverei gehören und der schwarzen Bevölkerung auch in der klassischen Musik einen eigenen und charakteristischen Ausdruck verliehen haben. Dass die europäisch-romantisch geprägte Musik hier den stilistischen und formalen Rahmen vorgibt, hindert William Levi Dawson, George Walker oder William Grant Still keineswegs daran, mit ihrer eigenen Stimme zu sprechen.

Der Einfluss Dvoraks und des von ihm etablierten sinfonischen Sounds „Aus der Neuen Welt“ ist zwar hier und da hörbar, doch wird das umgangsprachliche Idiom der schwarzen Bevölkerung, die Welt der Spirituals und auch der Jazz ebenso wie die dramatische und schmerzvolle Geschichte der Unterdrückung zum Klingen gebracht. Während in den Vereinigten Staaten die gesetzlich verankterte Rassentrennung dafür sorgte, dass die weiße Vorherrschaft unangetastet bliebt, überschritten diese Komponisten die gesetzten Grenzen kulturpolitisch mit den Mitteln der Musik und zeigten, dass die USA diverser und farbiger waren, als es der tief verwurzelte Rassismus wahrhaben wollte.
Den historischen Hintergrund hört man vor allem in den dramatischen Twists von Dawsons „Negro Folk Symphony“ von 1934. Bei Stills „Afro-American“-Sinfonie denkt man auch an George Gershwin, der mit dem Komponisten für schwarze Musikshows zusammengearbeitet hat und später das Eröffnungsmotiv 3. Satzes "Humor: Animato" für sein Stück "I got rhythm" übernommen hat. Elegisch hingegen wirkt Walkers kurzes „Lyric“ für Streicher mit seinen schmerzlichen chromatischen und sogar zwölftönigen Anklängen: Fast wie ein Echo auf Samuels Barbers berühmtes "Adagio für Strings" und wie dieses die Bearbeitung eines langsamen Streichquartettsatzes.

Unter Grays anfeuerndem und präzisen Dirigat bietet das engagiert und empathisch aufspielende Royal Scottish National Orchestra ein einnehmendes Plädoyer für die drei afro-amerikanischen Komponisten.



Georg Henkel

Trackliste

1William Levi Dawson: Negro Folk Symphony
2George Walker: Lyric for Strings
3William Grant Still: Symphonie Nr. 1 "Afro-American"

Besetzung

Royal Scottish National Orchestra

Kellen Gray, Leitung
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger