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Weinberger, J. (Wallisch)

Klaviermusik

Info Musikrichtung: Impressionismus VÖ: 11.11.2022 (Grand Piano / Naxos / CD / 2021 / Artikelnr. GP887) Gesamtspielzeit: 77:03 Internet: Gottlieb Wallisch

Es ist eine Entdeckungsreise im doppelten Sinne: Der Pianist Gottlieb Wallisch stellt auf diesem Album erstmals Klaviermusik des gebürtigen Tschechen Jaromír Weinberger (1896-1967) vor. Er ist der musikalischen Nachwelt - wenn überhaupt - am ehesten noch durch seine Operettenerfolge bekannt, darunter "Schwanda, der Dudelsackpfeifer" und die zuletzt wiederbelebten "Frühlingsstürme" (MAS-Review). In der Klavierliteratur zeigt Weinberger sich jedoch überwiegend von einer ganz anderen Seite, nämlich mit einem ausgeprägtem Hang zum französischen Impressionismus und zu einem teils spätromantischen, teils neoklassischen Ton.

Ein Großteil der Stücke sind Früh- und Jugendwerke, in denen sich dann eben auch die Suchbewegung und Entdeckungsreise des jungen Komponisten selbst widerspiegelt. Manches erscheint zitatenhaft, der Wille, verschiedenste Einflüsse bis hin zum Jazz und zur Volksmusik miteinander zu verweben, aber auch die kulturellen Verwerfungen des Ersten Weltkrieges sind allenthalben spürbar. Zu einem erkennbaren Personalstil gelangen gerade die beiden Klaviersonaten trotz manch großer Geste allerdings noch nicht. Die Verfeinerung zeigt sich in den etwas später entstandenen Valse Nobles und Gravures - gerade Letztere sind in ihrer Mischung aus alter Form (Präludien und Fugen) und tonmalerischer Beschreibung historisch-folkloristischer Figuren so spannenden wie charmant.
Natürlich dürfen am Ende ein paar kleine Transkriptionen aus Weinbergers größtem Erfolg "Schwanda" nicht fehlen.

Wallisch präsentiert diese Weltersteinspielungen dynamisch kraftvoll und vor allem in den Sonaten mit einigem Aplomb, sich damit auch interpretatorisch mit Nachdruck für Weinbergers weitgehend vergessene Musik einsetzend.

Sven Kerkhoff