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Hammerschmidt, A. / Praetorius, M. / Schütz, H. u.a. (Clematis)

O Jesulein - A German Baroque Christmas Oratorio

Info Musikrichtung: Barock VÖ: 07.10.2022 (Ricercar / Outhere / Note 1 / CD / 2021 / Artikelnr. RIC 444) Gesamtspielzeit: 71:23 Internet: Clematis

Ein neuentdecktes Weihnachtsoratorium des deutschen Barocks? Nein, sondern ein selbst erdachtes, aus zahlreichen Einzelsätzen von bekannten (Schütz, Hammerschmidt, Praetorius, Schelle, Buxtehude) und nicht ganz so bekannten (Briegel, Bernhard, Selle, Tunder) Komponisten des frühen bis mittleren 17. Jahrhunderts kompiliertes. Das Programm, welches das belgische Ensemble Clematis präsentiert, schreitet dabei alle Stationen der Weihnachtsgeschichte ab: Von der Verkündigung über den Gesang der Engel, die Anbetung durch die Hirten und die drei Weisen bis hin zur Darstellung Jesu im Tempel und seinem ersten Auftreten dort. Die Stücke fügen sich insoweit inhaltlich, aber auch musikalisch sehr gut und stimmig zueinander. Nicht eben wie aus einem Guß oder einer Hand, aber doch derart bruchlos, dass durchaus ein "Gesamtkunstwerk" entsteht.

Farbigkeit erlangt das überwiegend von innig-betrachtendem, an sich also etwas monochromem Charakter geprägte Programm durch den Einsatz eines originellen, historisch "weihnachtstypischen" Instrumentariums, zu dem neben dem Zimbelstern als Orgeleffektregister und den obligatorischen Blockflöten u.a. Schalmei, Krummhorn, Pommer bzw. Bass-Bombarde und das kaum je noch zu hörende Rackett gehören. Das bewirkt manch hübschen, manch verblüffenden und bisweilen auch einen (unfreiwillig?) komischen Effekt, so etwa das tief röhrende, so gar nicht zarten Rackett in "Es ist ein Ros´ entsprungen". Dazu kommt ein nobler Gesangsstil der Vokalist:innen.

Eine originelle Alternative zu den gängigen Weihnachts-CDs. Angesichts der enormen Bedeutung der Texte in der protestantischen Kirchenmusik ist es allerdings eine fragwürdige Entscheidung, diese nur online und nicht im Booklet selbst zur Verfügung zu stellen. Der weitgehend textverständliche Vortrag der Sängerinnen und Sänger mag aber zumindest die deutschen Hörerinnen und Hörer darüber hinwegsehen lassen.

Sven Kerkhoff