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Italienisches Konzert – Französische Ouvertüre u. a.
Info
Musikrichtung:
Barock Cembalo
VÖ: 02.09.2022 (Hyperion / Note 1 / CD / DDD / 2021 / Best. Nr. CDA68336) Gesamtspielzeit: 73:59 |
SPIELERISCHE ENTDECKUNGEN "ZWISCHEN DEN NOTENZEILEN"
Bereits Bachs „Toccaten“ und „Partiten“ wurden beim Cembalisten Mahan Esfahani zu einem Abenteuer, bei dem man den Leipziger Barockmeister als konservativen Avantgardisten neu entdecken konnte. Das ist beim „2. Teil der Klavierübung“, bestehend aus „Italienischem Konzert“ und „Französischer Ouvertüre“, nicht anders. Zusammen mit den vier Duetten aus dem 3. Teil der Klavierübung sowie zwei frühen „Capriccios“ bilden sie das Programm des neuen Albums.
Esfahani spielt wieder auf seinem Spezial-Cembalo nach deutschem Vorbild, das, auch Dank reicher Registrierungsmöglichkeiten (4‘8‘8‘16‘ & Dämpfer) und einer Anschlagskultur von sanft bis kernig, zu einem immer wieder überraschend farbigen Begleiter wird. Die per se reiche Musik Bachs mit ihren Synthesen und Stilkreuzungen erscheint noch einmal vielschichtiger und spekulativer, ohne sich in bloßen Tüffteleien zu verlieren.
Nach dem finalen Geschwindigkeitsrausch des brillant dargebotenen „Italienischen Konzert“ vollzieht sich in der Eröffnung der „Französischen Ouvertüre“ ein steter Wechsel von der nahen Detailansicht zu einer mehr räumlichen Wirkung der Musik. In der „Courante“ verhaken sich die Kontrapunkte wie eine komplizierte Musik-Mechanik, die György Ligeti ersonnen haben könnte, während in den „Passepieds I & II“ orgelnde Fagottfarben mit Himmelsharfen- und Glockenspiel-Impressionen abwechseln. Die finale „Gigue“ hat relativ viel Gewicht, wirkt wie die Slow-Motion-Version eines Pferdegalopps.
Immer wieder gibt es auf diesem Album auch im Kleinen überraschende Details zu entdecken, launig gesetzte Schlenker, unerwartete Verzögerungen, „herabfallende“ Noten und einprägsam platzierte Pfundnoten, ohne dass der musikantische Schwung darunter leiden würde.
Auch der Konstruktivismus der abstrakten „4 Duette“ aus dem 3. Teil der Klavierübung profitiert davon, ebenso das Anekdotische, das ein programmatisches Frühwerk wie das Capriccio BWV 992 „Auf die Abreise des geliebten Bruders“ auszeichnet.
Georg Henkel
Trackliste
„Französische Ouvertüre“ BWV 831
Duette BWV 802-805
Capriccios BWV 992 & 993
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |