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Bach, J. S. – Ligeti, G. – Kodály, Z. (Siranossian, A.)

Duo Solo

Info Musikrichtung: Kammermusik Cello VÖ: 07.10.2022 (Alpha / Note 1 / CD / DDD / 2022 / Best. Nr. Alpha 880) Gesamtspielzeit: 66:41

„Duo Solo“ heißt das neue und persönliche Album von Astrig Siranossian. Dabei tritt sie auch als Sängerin in Erscheinung, die sich auf dem Violoncello selbst begleitet: Eine Auswahl von kurzen armenischen Volksliedern alterniert mit den Sätzen von J. S. Bachs 1. Cello-Suite – und die beiden Welten, die volksmusikalische wie die der Kunstmusik, harmonieren ganz unkompliziert miteinander. Die gelassen-ruhige Herangehensweise bei Bach, dessen Suite Siranossian auf einem Barockcello mit Darmsaiten spielt, findet in den melancholisch gefärbten Liedern ein fernes Echo bzw. umgekehrt. Man hört sozusagen die zwei musikalischen Seelen, die in der Brust der Interpretin schlagen.

Der Schritt in die Moderne, zu György Ligetis früher zweisätziger Cello-Sonate, ist weniger groß, als man denkt, da der ungarische Komponist sich ebenfalls von der Folklore seiner Heimat berührt zeigt. Was Bach die barocken Tänze und ihre charakteristischen Muster waren, sind Ligeti ebenso wie dem ihm hier folgendenZoltán Kodály die Lieder, Rhythmen und Klangfarben der traditionellen Musik.

Allein vom Umfang her ist Kodálys Stück in diesem Programm noch mal eine Welt für sich: Mit über 30 Minuten macht es fast die Hälfte der gesamten Spielzeit aus. Das liegt gewiss auch an den oft grüblerisch langsamen Tempi und der versponnenen Faktur des Werks, das sich viel Zeit nimmt. Die Skordatur des Cellos um einen halben Ton tiefer sorgt mitunter für sehr resonanzstarke, kontrabassartige Klangfarben. Siranossian lässt sich die Musik großzügig entfalten, nimmt sie als komplexe Meditation. Der herrliche Klang ihres nunmehr modern besaiteten Instruments trägt auch über die tiefen Stillen und isolierten Töne hinweg und öffnet einen weiten Raum. Das Werk scheint wie eine Synthese von Tradition und Moderne, in dem die vorausgegangenen Stücke gleichsam nachklingen.

Georg Henkel