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Zauberoper (Arien)
Info
Musikrichtung:
Wiener Klassik
VÖ: 07.10.2022 (Alpha / Outhere / Note 1 / CD / 2021 / Artikelnr. ALPHA 892) Gesamtspielzeit: 64:55 Internet: Konstantin Krimmel |
MAGISCHE WESEN ALLER ART
Dass magische Zutaten und Fantasy beim breiten Publikum gut ankommen (und dieses auch schon mal ein paar Schwächen des Plots verzeihen lassen), ist beileibe kein Phänomen unserer Zeit. Denn schon weit vor GoT, dem Herrn der Ringe und Harry Potter bevölkerte eine ganze Legion von Zauberern, Drachen, magischen Wesen und Gegenständen die Bühne. Im Opernsujet fällt einem da natürlich als erstes Mozarts Zauberflöte ein, obschon die Traditionslinie viel weiter in den Barock zurück und bis in die Romantik hineinreicht; Alcina und Oberon lassen grüßen. Die Zauberflöte als populärste Vertreterin ihrer Art ist es dann auch, die, obgleich hier nur mit der Vogelfänger-Arie vertreten, den Dreh- und Angelpunkt des von Dirigent Rüdiger Lotter ersonnenen und zusammengestellten Programms bildet. Lotter nämlich konzentriert sich auf Bühnenwerke, die zeitlich (etwa 1785-1798) und örtlich ins Umfeld von Mozarts Stück gehören und die damit zugleich erkennen lassen, dass dieses - auch in all den Merkwürdigkeiten und Brüchen der Handlung - kein singuläres Ereignis, sondern allenfalls Höhepunkt einer ganzen Entwicklungslinie war. Mozart selbst hatte sich zuvor schon an der Magie versucht und mit gleich drei weiteren Kollegen (Schack, Gerl, Henneberg) Theaterchef Schikaneder einen ersten Aufschlag dieser Art geliefert mit "Der Stein der Weisen". Ouvertüre und drei Arien hieraus zeigen eine verblüffende Ähnlichkeit zur Zauberflöte, wenn sie auch nicht deren Raffinement erreichen mögen.
An Mozarts eigentliches Erfolgswerk wollte wenig später übrigens Peter von Winter gar mit "Der Zauberflöte Zweyter Teil" anknüpfen - das musste (wie meist beim Sequel) natürlich schief gehen und die zwar hübsche, aber arg schlicht gestrickte Arie "Nun adieu" zeigt denn auch, warum dem so war. Paul Wranitzkys Oberon kommt da schon etwas ernst zu nehmender daher. Vor allem aber lernt man Salieri und Haydn hier noch einmal als echte Schwergewichte der unterhaltsamen (Zauber)Oper schätzen. Wieso dabei allerdings"Orfeo & Eurydice" - mal in Haydns, mal in Glucks Vertonung - hier zu den Zauberopern gezählt wird, mag dahinstehen.
Spaß macht dieser von der Hofkapelle München schlank und auf den Punkt begleitete Durchgang durch das Sujet in seiner Wiener Ausprägung allemal und dafür sorgt der wandlungsfähige junge Bariton Konstatin Krimmel. Er verleiht den Arien hier einen melancholischen Anstrich mit Tränchen im Auge, dort aufgebrachte Wut, ein ums andere Mal vor allem aber eine unterhaltsame Note, ohne zu weit ins leichte Fach abzudriften oder einen Rossini schon vorweg zu nehmen. Seine Stimme hat Volumen und Kraft. Die Art, wie er sie führt, hätte allerdings hier und da noch einen komödiantischeren Anteil vertragen, um auch den volkstümlichen Ton dieser Art von Oper herauszuarbeiten.
Sven Kerkhoff
Trackliste
Wolfgang Amadeus Mozart: Der Vogelfänger bin ich ja aus "Die Zauberflöte"
Peter von Winter: Nun adieu ich reis, ihr Schätzchen aus "Der Zauberflöte zweyter Teil"
Paul Wranitzky: Arien "Bei soviel Reizen spröde sein & "Einmal in meinem achten Jahr" aus "Oberon - König der Elfen"
Antonio Salieri: La Grotta di Trofonio-Ouvertüre - Arien "Da una Fonte Istesso" & "Il tuo sposo e assai brioso" aus "La Grotta di Trofonio"
Joseph Haydn: Orpheus & Eurydike-Ouvertüre - Arien "Il pensier sta negli oggetti" & "Chi spira e non spera" aus "Orpheus & Eurydike"; Arien "Mille lampi d'accese faville" & "Temerario!" aus "Orlando paladino"
Christoph Willibald Gluck: Reigen seliger Geister aus "Orpheus & Eurydike"
Besetzung
Hofkapelle München
Rüdiger Lotter: Ltg.
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