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Chez la Pompadour (Le Retour d’Astrée – Les Sybarites)
Info
Musikrichtung:
Barock Oper
VÖ: 07.10.2022 (Alpha / Note 1 / CD / DDD / 2021 / Best. Nr. ALPHA 876) Gesamtspielzeit: 72:19 |
RAMEAUS TRAUMWELTEN
Die musikalischen Gegenstücke zu den Gemälden Watteaus hat ohne Zweifel Jean-Philippe Rameau geschaffen. Vor allem in seinen Opern-Balletten mit ihren in sich abgeschlossenen Akten konnte der Komponist sich jener galant-sinnlichen und zugleich unwirklichen Stimmung überlassen, die auch die Bilder Watteaus kennzeichnet.
Diese Traumwelten für ein aristrokratische Publikum zerplatzten zwar spätestens mit der Französischen Revolution. Ihr betörender Hedonismus wirkt heute allerdings trotz der oft fernen mythischen Sujets recht gegenwärtig.
Zwei schöne Beispiele für diese Kunst der musiktheatralischen Verzauberung sind jetzt auf dem Album „Chez la Pompadour“ vereinigt; der Titel spielt auf den hochverfeinerten Rokoko-Stil an, der unter der Herrschaft Ludwig XV. und seiner Mätresse, der Madame de Pompadour, in Frankreich blühte und dem auch Rameau als Hofkomponist zuarbeitete.
Louis-Noël Bestion de Camboulas und sein Ensemble „Les Surprises“ haben dafür den für die Urfassung des Opern-Balletts „Les Surprises d’Amour“ 1748 komponierten Prolog „Le Retour d’Astrée“ sowie den Einakter „Les Sybarites“ (1753) eingespielt, der 1758 als Alternativstück in die endgültige Fassung jener Ballettoper aufgenommen wurde. Damit schließen sie zwei Repertoirelücken und ergänzen die vorliegende Gesamteinspielung von „Les Surprises d’Amour“ durch „Les Nouveaux Caracteres“ unter Sebastien d' Herin (Glossa). Nun kann jeder Impressario spielen und seine Wunschversion der Ballettoper selbst zusammenstellen …
Der Prolog ist musikalisch alles andere als ein Nebenstück, er versammelt unter der eingängigen Ouvertüre eine Reihe sehr schöner Nummern. Eine Einlage für Sopran und Chor, „Il n’est plus d’alarmes“, erinnert fast an ein Stück von Henry Purcell. Wie so oft gelingt es Rameau, stimmungsvolle Klangwelten zu schaffen, die mehr sind als die Summe der einzelnen Teile.
Der Chor spielt auch in „Les Sybarites“ eine wichtige Rolle. Hier prallen die verspielt-amouröse Welt der Sybariten und die kriegerisch-heroische der Krotoner zusammen – wobei es nicht überraschen kann, dass die Liebe am Ende obsiegt. Soli, Tänze und Chöre wechseln in rascher Folge, die Rezitative sind kurz und oft orchesterbegleitet, delikate ariose Partien charakterisieren insbesondere die Königin der Sybariten – bei so viel melodischem Wohlklang muss der Anführer der Krotoner einfach die Waffen strecken!
Die duftig-geschmeidige Lesart von Rameaus Partituren durch „Les Surprises“ und versierter Solist:innen wie Marie Perbost oder David Witczak sorgt dafür, dass beide Werke ihre verführerischen Reize unangestrengt entfalten.
Georg Henkel
Besetzung
Ensemble Les Surprises
Louis-Noël Bestion de Camboulas, Leitung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |