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Flecha, M. (Cantoría)

Ensaladas

Info Musikrichtung: Renaissance Vokalmusik VÖ: 07.10.2022 (Ambronay / Note 1 / CD / DDD / 2022 / Best. Nr. AMY315) Gesamtspielzeit: 54:17

„Ensalada“ bedeutet im Spanischen so etwas wie „gemischter Salat“. Den kann man aber nicht nur essen, sondern auch singen: Im 16. Jahrhundert entwickelte sich in Spanien eine eigene Gattung, die patchworkartig verschiedene Lieder, Sprachen, Stilebenen, Texturen und Genres mischt, um zu unterhalten und zu erbauen. Das Ganze klingt freilich oft hübsch aufgekratzt, spielt mit pikanten Kontrapunkten, Lautmalereien und rhythmischen Patterns. Wobei: Der Grundton der Stücke ist bei allen humorvoll-launigen Einfällen durchaus ernst und religiös gefärbt; oft ist der rote Faden der (End)Kampf zwischen Gut und Böse.
Im Hintergrund stehen meist politische Ereignisse wie der Angriff türkischer Truppen – in den Ensaladas die Söhne Luzifers – die von den christlichen Helden, am Ende von Christus selbst, bezwungen werden.

Das junge spanische Ensemble „Cantoría“ präsentiert hier eine Auswahl von „Ensalads“, die der Renaissance-Komponist Mateo Flecha hinterlassen hat und die zu den besten Beispielen ihrer Art gehören. Der musikalische Pepp, die geschliffenen Wortspiele und die musikalische Akrobatik, die hier abverlangt wird, um z. B. Kampfszenen zu schildern, treffen auf ein versiertes, engagiertes Ensembles, dass sich mit Flechas Musik hörbar identifiziert. „Cantoría“ hat das Programm während der vergangenen Jahre vielfach aufgeführt und so konnte das Repertoire in Ruhe reifen.

Mit herb-frischem Zugriff und, wenn man so will, einer kräftigen Prise von stimmlichem Pfeffer und Salz bieten sie eine pointierte Wiedergabe von Flechas Erbe. Dieser Salat ist knackig, hat Biss und Würze! Für eine gute Stunde taucht man ein in eine archaische, schrecklich-schöne Welt, in der sich das Geschick des Menschen im Kampf zwischen Himmel und Erde, Gott und Teufel, entscheidet.

Georg Henkel