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Davila, Pia / Leine, Linda

Irgendwo auf der Welt

Info Musikrichtung: Lieder VÖ: 23.09.2022 (ES-DUR / Naxos / CD / 2021 / Artikelnr. ES 2087) Gesamtspielzeit: 70:28 Internet: Pia Davila

Wenn der Schwerpunkt auf hintergründig-humorvollen Liedern der 20er, 30er und 40er-Jahre liegt, geraten unweigerlich viele Komponistinnen und Komponisten in den Blick, die unter den Nationalsozialisten als "verfemt" galten. Und das ist dann auch oft der Anlass für entsprechende Programme. Die Sopranistin Pia Davila und ihre Klavierpartnerin Linda Leine wollen hingegen die Musik um ihrer selbst willen gewürdigt wissen - und kommen doch nicht umhin, damit gleichwohl eben jenen Topos aufzurufen. Aber es ist schon richtig: Es finden sich hier viele kleine Kostbarkeiten, sowohl textlich wie auch musikalisch, manche Skurrilität, manches Schlaglicht auf die Zeit und viel zeitungebunden Menschlich-Allzumenschliches. Die kompositorische Qualität reicht dabei von eher populär bzw. schlagerartig bis zum anspruchsvoll gestrickten Kunstlied. Das ist durchaus so bunt und lebenslustig wie es das Cover verheißt.

Verlangt ist damit zugleich stimmliche Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit. Davila bringt hiervon reichlich mit. Ihr Sopran, dem man die Opernerfahrung anhört, ist zwar keine echte Soubrettenstimme, wird aber mit viel Beweglichkeit und Leichtigkeit geführt. Das Charmant-Kokette nimmt man ihr damit gerne ab. Doch einige Lieder bräuchten stattdessen auch das Verruchte, Schmutzige, Boshafte. Hier agiert Davila oft zu zurückhaltend, so dass aus den Gemeinheiten dann doch eher ein Augenzwinkern und aus der Bardame eine wird, die nur so tut als ob. Kurzweilig ist das Ganze in seiner Originalität und seinem Abwechslungsreichtum aber allemal. Und ein paar alte Bekannte wie den "Kleinen grünen Kaktus", das "Irgendwo auf der Welt" oder "Taubenvergiften im Park" kann man hier in neuer Gestalt und alter Frische zudem noch wiedertreffen.

Sven Kerkhoff