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Böhme, O. (Höfs)

Trompetenkonzert u.a.

Info Musikrichtung: Spätromantik VÖ: 30.09.2022 (Berlin Classics / Edel / CD / 2021 / Artikelnr. 0302814BC) Gesamtspielzeit: 56:04 Internet: Matthias Höfs

Ja, die Trompeterinnen und Trompeter sind bei der Repertoire-Auswahl nicht unbedingt gesegnet: Nach dem Barock wird es rasch dünn. Noch ein wenig Haydn, Hummel. Aber in der Epoche der Romantik wird die Luft im wahrsten Sinne des Wortes knapp. Da kannte man bisher allenfalls noch Ponchiellis Trompetenkonzert und musste die Mappe im Übrigen mit mehr ode rminder überzeugenden Arrangements auffüllen. Doch nun wartet Matthias Höfs mit der Neu- bzw. Wiederentdeckung der Musik von Oskar Böhme auf. 1870 in der Nähe von Dresden geboren, siedelte dieser später wegen der besseren Karrierechancen nach Russland über, war dort als Orchestermusiker am Marinski ebenso erfolgreich wie als Komponist, ließ vielerlei russische Spuren in seine Musik einfließen - und war letztlich doch "zu deutsch", so dass er von den Bolschewiken am Ende wegen vermeintlicher "antisowjetischer Umtriebe" 1938 hingerichtet wurde.

Sein Trompetenkonzert lässt ebenso wie die hier zu hörenden kleineren Stücke die dominierende Lichtgestalt Puccini vielfach durchscheinen, doch haben alle Werke zugleich einen deutlichen Zug ins Revue- und Salonhafte. Effektvoll, teils schmissig, mit volkstümlichen Einsprengseln und zugleich erheblichem virtuosen Anspruch, fast immer eingängig, gelegentlich dafür auch eher naiv strukturiert. Gefallen lässt man sich dies vor allem deshalb gerne, weil die Klangfarbe von Trompete bzw. Kornett in diesem Setting eben so ungewöhnlich ist, es also eine neue, kuriose Hörerfahrung darstellt. Wirklich gehaltvoll wird es aber erst im Sextett für Blechbläserensemble, das im Zusammenspiel mal erstaunlich witzige, mal berührend melancholische Stimmungsbilder zeichnet.

Matthias Höfs spielt in gewohnt virtuoser Manier und tut Böhme damit alle erdenkliche Ehre an. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen sekundiert unter der Leitung des blutjungen Tarmo Peltokoski präzise bis schneidig und schafft es, nicht in Salonorchestersound abzudriften.

Sven Kerkhoff