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Parrot or Ingenious Parodist? Fantsien über italienische Madrigale
Info
Musikrichtung:
Renaissance Ensemble
VÖ: 02.09.2022 (Ramée / Note 1 / CD / DDD / 2020 / Best. Nr. Ramée 2107) Gesamtspielzeit: 51:11 |
SPIELERISCHE VERWANDLUNGEN
Wie sich die Instrumentalmusik über vokalmusikalische Umwege als eigenständige Gattung emanzipiert hat, kann man bei John Coprario hören: Dieser britische Komponist bediente sich im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert eines damals durchaus üblichen Verfahrens, indem er die modischen italienischen Madrigale für ein Gambenconsort bearbeitete, also ganz ernsthaft „parodierte“.
Dabei hat er nicht einfach nur die ursprünglich wortgezeugte Musik Ton für Ton in ein wortloses Medium übertragen, sondern die spezifischen instrumentalen Möglichkeiten ausgeschöpft, z. B. den Umfang der Partien erweitert wie auch die Geläufigkeit durch zusätzliche Noten und Ornamente gesteigert: Kreative Aneignung und Neuschöpfung. Von daher suggeriert der fragende Titel des Albums „Papagei oder geniale Parodist?“ vielleicht ein bisschen mehr „Geheimnis“, als tatsächlich in den Noten dieses Komponisten steckt. Was ein echter Musiker ist, lässt es sich wohl kaum nehmen, auch bei einer Bearbeitung eigene Akzente zu setzen. Gleichwohl kann man Coprario hier als eine Art „Missing Link“ entdecken, der die englische Consort-Musik mit vorbereitet hat.
Seine Adaptionen liegen dem Hathor Consort, das von Romina Lischka an der Sopran-Gambe geführt wird, hörbar gut in den Händen bzw. auf den Saiten. Die Originale, Kompositionen von Ferrabosco, Palestrina, Monteverdi, Marenzio, De Macque oder Vecchi, sind den schönen, frisch intonierenden Stimmen des Pluto-Ensembles unter der künstlerischen Leitung des Altisten Marnix de Cat anvertraut. Sie bringen diese kleinen Gemmen einnehmend zum Leuchten.
So bekommt man beide Seiten der musikalischen Historie geboten – ein facettenreiches Wechsel- und Verwandlungsspiel, bei dem man gerne zuhört!
Georg Henkel
Trackliste
Alfonso "Il Padre" Ferrabosco: Come dai ciel
Giovanni Pierluigi da Palestrina: Io son ferito, ahi lasso
John Ward: Fantasia Cor mio
Thomas Lupo: Fantasia Il vago; Fantasia O che Vezzosa
Giovanni de Macque: Il vago e lieto aspetto
Claudio Monteverdi: La tra l'angue e le morti
Richard Mico: Fantasia Latral
Luca Marenzio: O voi che sospirate a miglior note; Crudel, perche mi fuggi; Udite, lagrimosi Spirti d'Averno
Felice Anerio: Caggia fuoco dal cielo
Thomas Morley: Fantasia la caccia
Baldessare Donato: Fuggi se sai fuggir
Orazio Vecchi: Gitene Ninfe; O che vezzosa Aurora
Besetzung
Pluto-Ensemble, Leitung: Marnix De Cat
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |