Reviews

Veracini, F. M. / Zelenka, J. D. / Vivaldi, A. (Zefiro)

Grand Tour a Venezia

Info Musikrichtung: Barock VÖ: 07.10.2022 (Arcana / Outhere / Note 1 / CD / 2021 / Artikelnr. A 534) Gesamtspielzeit: 66:21 Internet: Zefiro

Diese „Grand Tour“, also gewissermaßen die musikalische Essenz einer Kavaliertour ins barocke Venedig, fällt mit der Tür ins Haus: Schon der Auftakt zu Veracinis g-moll-Ouvertüre springt einen derart schwungvoll und leuchtstark an, dass man sofort mitten drin ist im Geschehen. Geschickt gewählt ist dieser Einstieg auch deshalb, weil Veracini ein Exzentriker war, dessen Werke noch heute zu überraschen vermögen, aber im Repertoire weiterhin kaum Beachtung erlangen. Das spinnt sich auf dem Album fort mit Zelenkas Ouvertüre a 7 – ebenfalls das Werk eines eigenwilligen Querkopfs mit Hang zum Verblüffungseffekt. Ja, selbst Vivaldis Concerto RV 577 lässt zwar die Handschrift dieses Berühmtesten aller venezianischen Musiker erkennen, hat aber doch eigentümliche Züge, einen ungewohnt deutlichen Einschlag in Richtung des vermischten Stils und einen kurios kontrastierenden Mittelsatz.
Bei Pisendel oder Heinichen gilt zwar, dass selbst ein Ensemble Zefiro aus Stroh kein Gold spinnt und die zum Teil heftige Skalen-Drescherei der beiden nicht zu kaschieren, ihrer Musik aber gleichwohl Leichtigkeit und unverbindlichen Charme zu verleihen vermag.

Natürlich ist die Programmauswahl in ihrer Betonung auf Werke für bzw. mit zwei Oboen ganz auf Ensemblegründer Alfredo Bernardini und seinen Kompagnon Paolo Grazzi zugeschnitten. Und doch ist klangfarblich und kompositorisch für derart viel Abwechslung gesorgt, dass diese Tour prächtig schillernde Unterhaltung ist und ein lukullisches Eintauchen in die vielgestaltige Welt der barocken Musikmetropole und ihrer Einflüsse ermöglicht.

Sven Kerkhoff