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Reviews

Tim McMillan & Rachel Snow

Orbit


Info

Musikrichtung: Indie Folk/Singer/Songwriter

VÖ: 02.09.2022

(t3 records)

Gesamtspielzeit: 43:31

Internet:

http://timmcmillan.net/
http://www.timmcmillanrachelsnow.com/
http://www.capitalmusic.de/
https://t3records.de/

Fünf Alben legte der australische Musiker Tim McMillan unter seinem Namen vor, “Afterparty“, “2.13“,“Angel“, “Wolves Of Stünz“, "Hiraeth". Mit seinem sechsten Album schloß er sich offiziell mit der bereits vorher mitwirkenden Rachel Snow zusammen, mit dem Ergebnis des Albums Reveries. Und nun arbeiten die Beiden, also unter dem Namen Tim McMillan & Rachel Snow, weiter zusammen und präsentieren die Platte Orbit.

Musikalisch in der Regel im Umfeld des Indie Folk oder im Singer/Songwriter-Genre angesiedelt, war es im Besonderen das spezielle Gitarrenspiel von McMillan, das hervorstach. In Verbindung damit hatte der Protagonist selbst seine Musik mit dem Begriff "Goblincore" belegt, einem Begriff, der eigentlich aus dem Bereich von Sagen und Märchen stammt, in Verbindung mit einer bestimmten Ästhetik aus natürlichen Öko-Systemen.

Allein das dürfte neugierig machen, inwiefern solches musikalisch umgesetzt werden soll und kann. So hatte ich bereits einst einmal auf den kobolthaftigen Bestandteil der Musik hingewiesen, der dafür sorgte, dass im Aufbau und in den Arrangements der Songs stets unerwartete Nuancen belebend wirkten. Mit der Violinistin Rachel Snow hat McMillan eine hervorragende Musikerin gefunden, die die Märchenhaftigkeit vieler Songs durch eine Einbeziehung keltischer Elemente trefflich untermalen konnte.

Musik abseits jeglichen Mainstreams, das ist auch wieder mit Orbit gelungen. Orbit - der Begriff aus Raumfahrt und Astronomie, der die Bahn eines Objektes um einen Himmelskörper, also die Umlaufbahn bezeichnet. Haben die Beiden nun die Erde und ihre Naturschönheiten verlassen und wollen sie sich das Schauspiel von oben anschauen?

Wie schon "Hiraeth" wurde Orbit unter Mithilfe von Arno Jordan in den Castle Studios, im Schloss Röhrsdorf, Dohna, in Sachsen, aufgenommen. Lediglich das Schlagzeug wurde im Stomp Box Recording Studio in Pontyclun, Wales, eingespielt. Leider ist im Line-up nicht verzeichnet, von wem dieses Instrument gespielt wird. Aufgenommen hat es Todd Campbell, ist er vielleicht der Drummer?

Zur Entstehung des Albums gibt es eine kleine Ausführung im Innenteil der CD-Verpackung aus Pappe. "Creating this album helped guide us through a very strange time in the world." (Auszug) Dieses scheint man wohl auch aufgenommen zu haben mit dem Song "Strange Days". Um dieses und andere Inhalte der Songs nachvollziehen zu können, wäre es angenehm gewesen, die Texte beizulegen.

Doch die Musik allein verfügt bereits über derart viel Aussagekraft, dass sie für sich spricht, wenngleich auch zunächst nur durch die gut einminütige instrumentale Einleitung "Into The Night" auf der Akustikgitarre. Watteweicher Gesang gesellt sich dazu bei "Swim", dazwischen brilliert Tim mit der Gitarre und seinem verschachtelt-filigranen Spiel. Im Laufe des Songs schwillt dieser dezent an und die Textur der Violine fügt eine sehr melancholische und verträumte Stimmung hinzu. Wie so manche Songs in der Vergangenheit, scheint auch "Swim" nicht greifbar zu sein. Vielmehr schwebt er atmosphärisch dahin und lässt ihn einfach dadurch wirken.

"Wry Smile" - das erinnert mich ganz stark an frühe Stücke von Simon & Garfunkel, der stark melodische Aufbau und die stets einfließenden Nuancen von Piano/Keyboards und Violine lassen eine kammermusikalische Ausrichtung entstehen, die derart verspielt ist, dass man sie auch stilistisch in jene Zeit der späten Sechziger/Anfang Siebziger verorten könnte, als (meist) britische Folkbands versuchten, ihren grundsätzlich folkigen Sound zu erweitern, zum Beispiel Pentangle.

Wiederum betört diese warme und intime Atmosphäre, beider Gesang verschmilzt zu zarten Harmonien, die sich scheinbar schwebend durch den Raum bewegen, mitunter fast schon geisterhaft wirkend. Hier ist der Gesang einerseits sehr prägend durch seine besondere Art der Gestaltung, andererseits aber auch nicht vordergründig durch lautes Agieren und besondere Herausstellung von Lead Vocals, er wird einfach integriert in den Gesamtsound und trägt zur verzaubert wirkenden Stimmung bei, von der man sich schnell gefangen genommen fühlt und in die man sich, einem Maelstrom gleich, hineinziehen lässt. Einige flotte Passagen wie zum Beispiel bei "Guest Hiker" reissen dann aus der angenehmen Lethargie, jedoch ohne zu stören. Mit diesem Song erscheinen erneut keltische Elemente, mich erinnert das auch ein wenig an Bands vergangener Tage, hier denke ich spontan an Toss The Feathers.

Auch mit Orbit ist eine eigenständige individuelle Klangwelt produziert worden, die im großen Meer heutiger Musik und Musikströmungen ihresgleichen sucht. Es scheint wie eine völlig eigene Klangwelt, in die uns die beiden Protagonisten hineinziehen. Dabei wird ganz filigran und zart gearbeitet mit den Instrumenten, und diese Musik hat es verdient, einem weiten Feld von Musikliebhabern vorgestellt zu werden. Und so hoffe ich, dass die Beiden diesen Zauber auch bald wieder verstärkt live präsentieren werden können.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Into The Night
2 Swim
3 Wry Smile
4 Music Box
5 Fields Glow
6 Guest Hiker
7 Strange Days
8 Long Way Home
9 Djent
10 Zimmer 18
11 Evening Light
12 Flight
13 Sludge

Besetzung

Tim McMillan (guitar and vocals)
Rachel Snow (violins, vocals and keys)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger