Reviews
Energy Overload
Info
Musikrichtung:
Instrumental Rock
VÖ: 24.09.2021 (Cleopatra) Gesamtspielzeit: 53:06 |
Auf dem Cover stehen sie sich gegenüber wie bei einem Duell im Morgengrauen. Ihr Zusammenspiel auf Energy Overload zeigt jedoch Ton für Ton das exakte Gegenteil davon und legt eindrucksvoll Zeugnis davon ab, was dabei herauskommen kann, wenn aus einer digitalen Verbindung künstlerische Verbundenheit wird!
Der Fokus der Medien liegt natürlich auf Star-Drummer Carmine Appice, es ist jedoch der mir bislang völlig unbekannte Fernando Perdomo, der diesem Album seinen Stempel aufdrückt. Was andererseits auch kein Wunder ist, wenn man mit Gitarre, Keyboards, Hammond-Orgel und Bass die Melodieinstrumente spielt und die Schlagzeug-Legende Appice eben „nur“ Drums, Percussion und ein paar Loops.
Der pumpende Opener „Blow Speaker Boogie“ macht seinem Titel entsprechend keine Gefangenen, sondern vielmehr alle Ehre und groovt und röhrt ohne Ende. Beim auf Michael Jackson zurückgehenden „Funky Jackson“ fährt einem – Wer hätte das gedacht? - tänzelnd-kraftvoller Funk unwiderstehlich in die Beine. Beim Titelstück „Energy Overload“ beweist Fernando Perdomo, dass er es in allen Belangen mit dem Gros der populären Gitarrenhelden aufnehmen kann. “Flower Child“ ist eine faszinierende Zeitreise in die Siebziger. Spacig, balladesk, mit Hippie-Flair ohne den Mief, der manchmal dabei ist! Suzi Quatro war zunächst überzeugt, der Gitarrist, den sie da spielen hörte, sei Jeff Beck, aber es ist tatsächlich Fernando Perdomo!
„Rocket To The Sun“ huldigt ebenfalls der Vergangenheit und verbindet überdies auf höchst attraktive Weise technische Finesse und Feeling. Noch psychedelischer kommt „Pure Ecstasy“ (wie zuvor bei „Energy Overload“ mit Tasten-Meister Derek Sherinian als Gast) daher, bleibt aber jederzeit bodenständig, bevor mit „The Triumph“ ein Ausflug in die spannende, oftmals aber auch verwirrende Welt des Jazz-Fusion folgt. Was für ein donnernder Drumsound! Daran schließt sich mit „Maybe I´m Amazed“ der erste Coversong an. Und ich bin sicher, Paul McCartney würde applaudieren! Spiel und Ton von Perdomo sind hier ein besonderer Genuss und lassen jeden Musikliebhaber verzückt mit der Zunge schnalzen! „Little Havana, Big Havana“ ist ein wilder Ritt (nicht nur) durch Kuba, mit einem ekstatischen Schlussteil, der jedem, der es bis hierhin immer noch nicht mitgekriegt hat, geradezu einhämmert, wie gut die beiden Künstler sich musikalisch verstehen und intuitiv interagieren.
„Da Ya Think I´m Sexy?“, den von Appice mitgeschriebenen Rod Stewart-Hit von 1978, tunen die beiden mit einer großen Portion Funk und Reggae zu einem mehr als konkurrenzfähigem Boliden. Perdomo lässt seine Gitarre mit einer solchen Souveränität Stewarts Gesang übernehmen, dass einem vor Staunen die Luft wegbleibt. „Starstream“ ist eine Gitarren-Lehrstunde à la Joe Satriani, bevor „Thunder“ ein weiteres Mal scharf in Richtung Jeff Beck abbiegt, mit jeder Menge Platz zum Austoben für beide Protagonisten. Dies war übrigens der erste Song, den die beiden durch das Hin- und Hersenden von Files zusammen schrieben. Beendet wird Energy Overload mit „Reprise“, einem knapp 30 Sekunden langen Hidden Track, der diese farbenprächtige und hochklassige Platte auf eine Gesamtlänge von 53 Minuten bringt.
Wie Carmine Appice in einem Interview verriet, wurden für dieses Erstlingswerk insgesamt 18 Songs aufgenommen, so dass einem Nachfolger theoretisch nichts im Wege steht. Wäre ein Fest! Bis dahin sollte ich mich unbedingt eingehender mit Perdomos Solo-Schaffen und seiner Band Dreaming in Stereo beschäftigen!
Michael Schübeler
Trackliste
1 | Blow Speaker Boogie | 5:00 |
2 | Funky Jackson | 3:55 |
3 | Energy Overload | 3:57 |
4 | Flower Child | 4:21 |
5 | Rocket To The Sun | 3:11 |
6 | Pure Ecstasy | 5:18 |
7 | The Triumph | 4:00 |
8 | Maybe I´m Amazed | 4:40 |
9 | Little Havana, Big Havana | 4:55 |
10 | Da Ya Think I´m Sexy? | 4:58 |
11 | Starstream | 3:26 |
12 | Thunder | 5:19 |
13 | Reprise (Hidden Track) | 0:36 |
Besetzung
Fernando Perdomo (Guitars, Bass, Keyboards, Hammond Organ, Additional Percussion)
Gäste:
Derek Sherinian (Keyboards on Track 3 and 6)
Durga McBroom (Vocals on Track 8)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |