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Brahms, J. (Bychkov)

Symphonien Nr. 3 & 4 (DVD)

Info Musikrichtung: Romantik VÖ: 02.09.2005 Arthaus Musik / Naxos (DVD (AD: 2002/2003) / Best.nr. 101 245) Gesamtspielzeit: 111:00 Internet: Arthaus Semyon Bychkov

Semyon Bychkov, 1951 im russischen St. Petersburg geboren und seit 1997 Leiter des WDR-Sinfonieorchesters, beschäftigt sich schon seit Beginn seiner Laufbahn intensiv mit Brahms´ Orchesterwerken. Die Früchte dieser langen Auseinandersetzung mit dem Material erntet nun dank dieser Produktion auch der Hörer zuhause. Im Zusammenarbeit mit dem WDR hat das Label Arthaus Musik die Einspielung aller vier Symphonien auf zwei DVDs veröffentlicht (in gleicher Aussattung wie die hier besprochene ist auch die DVD mit den Symphonien Nr. 1 und 2, Best.nr. 101 243, erschienen).

Wie stark Bychkov das brahms´sche Idiom verinnerlicht hat, lässt sich an den beiden so unterschiedlichen, aber dennoch gleichermassen epochalen Symphonien Nr. 3 und 4 bestens ablesen. Hierbei taucht er in beachtlicher Weise die Dritte in eine teils kraftstrotzende, teils sogar gelöste Atmosphäre. Dabei entgeht ihm kein Detail und insbesondere die dynamischen Abstufungen werden mit grösstmöglicher Genauigkeit umgesetzt. Jede spätromantische Süsslichkeit ist Bychkov fremd und sogar der breit strömende Schlussteil wird nicht zum raunenden Wogen zerdehnt, wie man es sonst so oft erleben kann.

Wie in Marmor gemeisselt steht dem die Vierte gegenüber. Der ungeheuren Dichte ihrer Konstruktion begegnet man nur adäquat mit einem Bemühen um Transparenz. Bychkov schreibt selbst im Beiheft: "Wir müssen die Transparenz inmitten der Dichte des Aufbaus und der Gefühle suchen, die Harmonie inmitten des Kampfes und der Konfrontation." - Bychkov sucht und findet beides: die Transparenz, wie die Harmonie. Damit legt er zugleich die satzübergreifenden Strukturen offen.
Das WDR Sinfonierochester folgt seinen präzisen Anweisungen akurat, das Gleichgewicht zwischen Streichern und Bläsern bleibt im kompakten Gesamtklang stets gewahrt. Die Wahl der Tempi und die Phrasierung, die Bychkov mit scharfen Schnitten vornimmt, überzeugen zu jeder Zeit.
Wie sich das musikalische Geschehen der vierten Symphonie hier aus dem blässlich-fahlen Beginn des ersten Satzes langsam heraus entwickelt und schließlich im sich aufbäumenden Schlussatz gipfelt, nimmt auf Anhieb gefangen. Die Musik hat in Bychkovs Interpretation nichts Schluchzendes an sich, sondern wird zum Ausdruck eines verzweifelten Aufbegehrens. Sogar das Andante ist von klarer, dennoch elegischer Schönheit.

Die DVD überzeugt sowohl klanglich, wie auch in puncto Bildregie. So kann man ein Brahms-Konzert der Extraklasse daheim erleben, das durch kleine Features (Dokumentation einer Konzertreise des Orchesters, Fotogallerie) abgerundet wird.

Sven Kerkhoff