Reviews
Singularity
Info
Musikrichtung:
Piano Jazz
VÖ: 10.06.2022 (Huth Records) Gesamtspielzeit: 72:15 Internet: https://sigidresen.de/ https://www.huth-records.de/ https://uk-promotion.net/ |
Bereits das Cover der Platte Singularity scheint darauf hinzuweisen. Man erblickt einen Teil des Hamburger Hafens. Ja, und so ist es, das Piano-Trio Big Bäng! Trio ist eine ganz neue Formation aus Hamburg. Einzigartigkeit, Eigenartigkeit, zwei Möglichkeiten, den Titel des Debüt-Albums zu übersetzen. Nun, das klingt irgendwie gewagt und vielleicht recht hoch gegriffen, gerade, weil sich im Bereich von Piano-Trios im Jazz in den letzten Jahren Einiges ereignet hat, dass die bekannten klassischen Besetzungen der Fünfziger und Sechziger stark erweitert hat hinsichtlich der Ausdrucksmöglichkeiten. Vein, das Helge Lien Trio, E.S.T., um nur ein paar zu nennen.
Ja, vergleichsweise muss man das Big Bäng! Trio grundsätzlich in jene neue Schublade stecken, denn Bass und Schlagzeug, einst als reine Begleiter vorgesehen, nehmen auch hier eine wichtige und wesentliche Funktion als Gestalter ein. Die drei Musiker, die sich seit vielen Jahren kennen, haben die Zeit der Corona-Pandemie genutzt, diese Platte einzuspielen. Im Laufe der Spielzeit der Platte wird man entdecken, dass man sich auf eine grundsätzliche und einheitliche Formel bei der Ausführung nicht strikt festlegen kann, einerseits, weil in jedem Song wieder Passagen erscheinen, die sich von jenen anderer Songs unterscheiden. Mal wird frei und losgelöst musiziert, dann kann es ein wenig rau werden, bis hin zu melancholischen und lyrischen Momenten. Jedoch andererseits scheint man dann im Zuge der Entwicklung der Songs gemeinsam zu einem einheitlichen Ausdruck zu gelangen. Das ist letztlich das Ergebnis einer hervorragenden Kommunikation untereinander, eine Kommunikation, die von der stark individuellen Ausdrucksweise der Drei geprägt ist.
Sicher gilt das für die überwiegenden Eigenkompositionen uneingeschränkt, aber auch die Fremdkompositionen, a) "500 Miles High" von Chick Corea, b) "I Love You" von Cole Porter und c) "Pour Epouser Une Princesse" von Jacques Offenbach fügen sich nahtlos in dieses Konzept ein. Wie aus dem Pressetext zu entnehmen, stellen fünf Songs eine Besonderheit dar: Darüberhinaus haben die drei Musiker fünf freiere Kompositionen für diese CD Aufnahme erschaffen, die nach den Entwicklungsphasen des Urknalls (Big Bäng!) bzw. der Entstehungsgeschichte des Universums benannt wurden und sich wie ein roter Faden durch die CD ziehen und die einzelnen Stücke miteinander verbinden: Singularity, Extrapolation, Dark Age, Development, Expansion.
Diese fünf Titel sind eigentlich das Besondere an der Platte, weil sich hier die Kommunikation untereinander gut darstellt, und die Auflockerung durch diese frei gestalteten Passagen stellen einen guten Gegenpol dar gegen die ansonsten eher leichter zu konsumierende Musik, in der sich auch immer wieder Zitate aus der Blütezeit des Jazz vergangener Zeiten finden. So kann ich mitunter auch Anklänge an die Musik von Dave Brubeck entdecken, gleich im Titelsong zu Beginn ist es sogar "Take Five", dass ich durchschimmern höre. Um auf den Anfang zurück zu kommen, einzigartig sehe ich als zu hoch gegriffen an, eigenartig passt auf einige Anteile bezogen, ansonsten erkenne ich eine sprudelnde und mitunter überbordende Frische in der Musik, die nicht neu, aber sehr niveauvoll und unterhaltend ist. Gruß nach Hamburg - "Hummel, Hummel – Mors, Mors!"
Trackliste
2 A-Flow
3 Extrapolation
4 Pronstorf
5 Inflation
6 500 Miles High
7 Oskar
8 Dark Age
9 Swirll
10 Warm Breeze
11 Development
12 Hard Eights
13 1 And 1
14 Waltz For Nerds
15 Pour Epouser Une Princesse
16 I Love You
17 Bluesible
18 Expansion
Besetzung
Kai Bussenius (Schlagzeug)
Johannes Huth (Kontrabass)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |