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Razzi, S. / Vivaldi, A. / Locatelli, P. A. (Zaïcik)

Nisi Dominus

Info Musikrichtung: Barock VÖ: 02.09.2022 (Alpha / Outhere / Note 1 / CD / 2020 / Artikelnr. ALPHA 724) Gesamtspielzeit: 58:31 Internet: Eva Zaïcik

Weit gespannt ist der zeitliche und thematische Bogen dieses Albums: Vom volkstümlichen Kolorit einer Laude des gebürtigen Spaniers de Langa (1534-1619), über das hymnisch einfach strukturierte und damit umso wirkungsvollere "O Vergin Santa" von Serafino Razzi (1531-1613) bis zur raffiniert verfeinerten Kunstmusik eines Vivaldi oder Locatelli im 17. und 18. Jahrhundert. Der rote Faden, der im Booklet verkauft wird, ist dünn gewoben und beschränkt sich im Grunde darauf, dass alle Stücke nach Inhalt (v.a. Marienfrömmigkeit) oder Interpretationsgeschichte (venezianische Ospedali) einen Bezug zu Frauenfiguren aufweisen. Nunja, eigentlich braucht es vielleicht auch gar keine Begründung, um ein derart farbiges Programm zu rechtfertigen, wenn eine herausragende Sängerin wie Eva Zaïcik in vorderster Linie steht und ihr mit Le Poème Harmonique ein Ensemble sekundiert, das einen gleichermaßen lukullischen wie agilen Sound herbeizuzaubern vermag (hörenswert: Locatellis kernig musizierte Sinfonie funebre).

Zaïcik überzeugt sowohl im innig-ergriffenen Vortrag (Razzi), der dennoch frei von allem Sentiment ist, wie im dramatisch aufgeladenen Repertoire (Vivaldi). Ihr Mezzoton ist von großer Strahlkraft, nahezu vibratofrei und dabei doch jederzeit angenehm timbriert. Gerade das titeltgebende, wild-bewegte "Nisi Dominus", wohl eines von Vivaldis schönsten und vielgestaltigsten geistlichen Werken, gerät ihr damit in seiner Deutung intensiv und bleibt zugleich frei von opernhafter Überzeichnung.

Sven Kerkhoff