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Kreisler, F. / Dvorak, A. / Tschaikowsky, P. I. / Ravel, M. (Baar)

Obsession

Info Musikrichtung: Romantik VÖ: 26.08.2022 (Channel Classics / Outhere / Note 1 / CD / 2022 / Artikelnr. CCS44822) Gesamtspielzeit: 63:13 Internet: Niek Baar

Wie soll ein junger Virtuose sich anders verorten, denn als Aficionado seines Instruments?

Der niederländische Geiger Niek Baar tut dies aber deutlich nicht als Allüre oder aus Eitelkeit, sondern aus tiefer innerer Notwendigkeit. Die Grenzen des Instruments, einer herrlich klangschönen Bergonzi-Violine aus 1729, und des eigenen Könnens auszureizen und immer weiter zu verschieben, mag dabei ein Impetus sein, der auch sein erstes Solo-Album prägt.

Das Repertoire ist gleichwohl so gewählt, dass der Zuhörer über weite Strecken im Wohlklang baden darf: Dvoraks Romanze und Tschaikowsky Meditation sind dazu allemal angetan, zumal Baar sie sensibel und sanglich gestaltet, aber von zu dickem Farbauftrag klugerweise Abstand nimm. Man hört seinem Spiel und der Tongebung, die eine enorme dynamische und gestalterische Spannbreite erreicht, hier wie in den virtuosen Visitenkarten (Tartini; Ravel) die Lehrjahre u.a. bei Anner Bylsma an. Da darf der Ton auch einmal harsch werden, um sich alsbald in vollkommener Süße zu runden. Das Concertgebouw Chamber Orchestra begleitet die vorwiegend durch seinen Konzertmeister Michael Waterman klug für Violine und Streichorchester eingerichteten Werke, in souveräner Manier.

Ein wirklich vielversprechendes Debüt, das einen - ob man will oder nicht - auch dort anrührt, wo es bei der programmatischen Auswahl auf der Grenze zum Kitsch oder Showpiece wandert.

Sven Kerkhoff