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Reviews

Bartók, B. – Enescu, G. – Achron, J. I. (Probst, T. – Lando, M.)

Into Madness


Info

Musikrichtung: Klassische Moderne Kammermusik

VÖ: 19.08.2022

(Berlin Classics / Edel Kultur / 2 CD / DDD / 2021 / Best. Nr. 030276BC)

Gesamtspielzeit: 85:26

COOL VERRÜCKT

Ein gewagtes Album für ein Debüt. Doch wer wagt, der kann bekanntlich auch gewinnen. Und sei es auch nur, dass es gelingt, den Zuhörenden neues Repertoire jenseits der ausmusizierten Pfade zu erschließen.

Den Interpreten der vorliegenden Aufnahme gewinnen sowohl, was das Repertoire angeht wie auch musikalisch. Das eher randständige Repertoire, für dass sich der 19jahre junge Violinist Tassilo Probst mit seinem Klavierpartner Maxim Lando entschieden haben, ist zunächst einmal einfach bestens geeignet, die eindrucksvollen musikalischen und technischen Fähigkeiten der beiden Interpreten herauszustellen – ein Panorama der Spielkunst.

Bartóks Sonate für Violine und Klavier in E-Moll ist das Werk eines 22jährigen, der an der Schwelle steht, seinen eigenen, unverkennbaren Ton zu finden – das gilt sicherlich auch für das Duo Probst-Lando. Spätromantische Töne, die an R. Strauss gemahnen, verbinden sich auf attraktive Weise mit ungarischen Rhythmen und Volksmelodien.
Enescus Sonate ist dagegen ein Werk der Reife, ein ungemein vielfältiges und vielgestaltiges Werk, das die Violine im flirrenden Flüstermodus ebenso fordert wie im ausdrucksstarken, volltönenden Spiel. Wobei Probst den Ton seiner Violine auch hier stets schlank, agil und feinsilbrig hält, ohne zu forcieren – dieser eher „sachliche“, zugleich aber energetisch-spannungsvolle Klang passt gut zum modernen Gestus der hier versammelten Stücke.
Auf einem ausgereiften technischen und klanglichen Fundament können sich die beiden Interpreten schließlich auf der zweiten CD dem Werk des wenig bekannten litauischen Komponisten Joseph Achron widmen. Ein Werk, dass tatsächlich den Titel des Albums, „Into Madness“, nachvollziehbar macht. Mit seinem stellenweise rhythmisch-perkussiven und sehr dichten Stil fordert Achron nicht nur dem Geiger, sondern auch dem Pianisten ein Höchstmaß an technischer Beherrschung und gemeinsamer Koordination ab. Daneben gibt es aber auch viel Raum, um große melodische Bögen zu entfalten.
Vielleicht ist es in diesem Fall eher die Überdichte an mitunter extrem kontrastierenden Ideen, die einer bereiteren Rezeption von Achrons Sonate bislang im Wege stand. In nahezu jedem Takt geschieht etwas Unvorhergesehenes. Schön, dass die Musiker auch in diesem Fall nicht noch einen draufsetzen, sondern die Musik sich mit zwar irrisierender Virtuosität, aber eben stets tonschön in ihrer labyrinthischen Textur sich entfalten lassen.

Klanglich wurde das Teamwork der beiden Musiker von den Technikern des Bayerischen Rundfunks kammermusikalisch schön balanciert eingefangen – die Aufnahme ist nicht nur eine Visitenkarte des Geigers, sondern auch des Pianisten geworden.



Georg Henkel

Trackliste

1Bela Bartok: Sonate für Violine & Klavier e-moll op. posth.
2George Enescu: Sonate für Violine & Klavier Nr. 3
3Joseph Achron: Sonate für Violine & Klavier Nr. 2

Besetzung

Tassilo Probst, Violine
Maxim Lando, Klavier
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