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Reviews

Hannes Wader

Noch hier; Was ich noch singen wollte


Info

Musikrichtung: Liedermacher

VÖ: 23.06.2022

(Stockfisch / In-Akustik)

Gesamtspielzeit: 67:56

Internet:

http://www.hanneswader.de

Vor fünf Jahren hatte sich der damals 75-jährige Songwriter und Polit-Barde aus dem Tour-Geschäft verabschiedet. Ganz beendet hat er seine Tätigkeit als Musiker damit allerdings nicht. Das hat er bereits im letzten Jahr mit dem im intimen Rahmen seiner Mühle live eingespielten Poetenweg bewiesen. Und nun postuliert er ganz plakativ, dass er Noch hier ist und es da noch etwas gibt Was ich noch singen wollte.

Natürlich erfindet sich Hannes Wader nicht neu. Seine Fans finden das, was sie von ihm gewohnt sind. Die Hölderlin-Verse, die das Album rahmen, passen. Immer wieder fällt Wader aus der Moderne hinaus und wir finden uns in einer präindustriellen Welt wieder, die von Rittern, fahrenden Sängern und unberührter Natur zu wimmeln scheint. Natürlich fehlen auch in den so atmenden Stücken die kritischen Momente nicht, obwohl auch mal ein völlig unpolitischer Song, wie der Herbstsong „Novembertag“, dabei herauskommen kann, der den depressiven Zug, der immer wieder einmal zum Tragen kommt, besonders deutlich in den Fokus nimmt.

Dann gibt es aber auch die skurrilen Geschichten, die Wader gerne erzählt. Man denke nur an den legendären „Tankerkönig“. In diesem Fall ist das vor allem die lange Ballade Klaas der Storch über einen Storch, der sich von seinem alten Zugvogelleben löst, sein Leben hier im Norden fristet (eine Art alter ego des Sängers?), nur um am Ende in dem Rotor eines Windrades zu verenden.

Und natürlich hat sich der treue Marxist auch nicht von seinen ideologischen Wurzeln gelöst. Auch „Vorm Bahnhof“ gehört in die Kategorie der skurrilen Geschichten, die sich aber einmal mehr sehr konkret als globale Klage gegen die Ungerechtigkeit der Welt erweist. Eingeleitet jeweils mit den Worten „Dafür hat ein anderer das jetzt aktuelle Zeitgeschehen vor mehr als 160 Jahren schon voraus gesehen.“ ist sie mit Marx-Zitaten gespickt.

Der alte Kämpfer mag ein wenig müde erscheinen. Resignation ist sein Ding aber nicht. Mit dem ersten Stück, „Um eine bess're Welt zu schaffen“, reicht er den Wunsch eine bessere Welt zu schaffen an die kommende(n) Generation(en) weiter.



Norbert von Fransecky

Trackliste

1Die Nacht (Hölderlin) 0:43
2Um eine bess're Welt zu schaffen 3:10
3Novembertag 2:56
4Es dunkelt schon in der Heide 3:08
5Es ist vorbei 4:49
6Les Temps des Cerises 4:03
7Vorm Bahnhof 6:57
8In stiller Nacht 1:56
9Alte Melodie 3:46
10Plaisir d'Amour 3:01
11Klaas der Storch 7:48
12Herr Aage 3:34
13Krieg ist Krieg 1:47
14Schlimme Träume 6:20
15Lob des Winters 4:19
16Es will meine Liebste 3:45
17Noch hier 4:46
18An die Parzen (Hölderlin) 1:06

Besetzung

Hannes Wader

mit Unterstützung von:
Reinhard Mey (Voc <6>)
Jens Kommnick (Bouzouki)
Ulla van Daelen (Harfe)
Lydie Auvray (Akkordeon)
Justin Ciuche (Viola)
Martin Bärenz (Cello)
Nils Tuxen (Git)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger