Reviews
Harsh Beauty
Info
Musikrichtung:
Singer/Songwriter/Folk/Folk Rock
VÖ: 24.06.2022 (Eigenlabel) Gesamtspielzeit: 38:21 Internet: http://www.kaurnacronin.com/ http://www.hemifran.com/index.html |
Zwei Jahre sind nun auch schon wieder vergangen, seit der australische Musiker Kaurna Cronin seine letzte Platte, Aloft In Blue , veröffentlichte.
Mit Harsh Beauty liegt nun das Nachfolgealbum vor, das den Künstler als einen sich noch weiter entwickelnden Musiker zeigt. Die Musik beweist letztlich, wie individuell sich Kaurna mittlerweile gefestigt hat, der Wiedererkennungsfaktor hat sich derart stabilisiert, dass darauf aufbauend das eine oder andere Element noch draufgesattelt werden kann. Kreativität, Harmonie, Melodik, Poesie, perfekt umgesetzte Song-Ideen, die sich noch immer bewundernswert und gleichzeitig dankenswert vom Mainstream absetzen. mit diesen elf neuen Songs hat sich der Protagonist weiterhin nach ganz oben katapultiert, hoffentlich wird er damit auch verbreitet Gehör finden.
Sofort, nach einer kurzen Einleitung, offenbart sich eine Stärke der Songs, die sehr von Melodik lebenden Passagen, und eine weitere Steigerung ist zu vernehmen, das ist die Gestaltung der Arrangements, basierend auf dem immer besser strukturierten Songwriting, im Übrigen stammen alle Stücke von Kaurna, der das Album auch produziert hat und beim Mixen Unterstützung von Kiah Gossner erhielt. In diesem Zusammenhang stelle ich erfreut fest, dass die australische Stammband wieder komplett dabei ist, eben mit Kiah als Bassist, dem wie immer hervorragenden Gitarristen Tom Kneebone und, Kaurna hat, im Gegensatz zum Vorgängeralbum, die Drumsticks wieder an Kyrie Anderson übergeben. Hinzu kommen, und das ist Eindruck der erneut fortschreitenden Weiterentwicklung der Songs, einige Gäste, die mit Keyboards, Violine und Saxofon unterstützen, dazu drei Background-Vokalisten*innen.
Gleich beim Eröffnungstitel, "Our Way", stelle ich fest, dass Kaurna seinen stetigen Brückenschlag zu seinen folkigen Anfängen weiterhin beibehalten hat, so setzt er unbeirrt die Mundharmonika ein, ein fast schon "altmodisch" klingendes Element in den ansonsten "modern" ausgerichteten Musikarrangements. Bei der Rezension des letzten Albums hatte ich mich bereits gefragt, ob jenes Album auch wieder eine Art "Hit" enthalten wird. Das gilt auch für diese Platte, und meine Frage beantwortet sich gleich mit "Our Way", hinsichtlich seines Aufbaus, seiner filigranen Elemente, seines anspringenden Refrains und den die Seele streichelnden Harmonien wäre das bereits einer!
Doch es fällt schwer, Songs unter den nachfolgenden zu nennen, die weniger zugänglich wären, denn sie alle weisen eine große Aussagekraft auf und strahlen in Herz und Seele, und somit müssten sie fast alle in die Charts. "Sideways" nimmt ein wenig Fahrt auf, weil es etwas mehr rockt als andere Songs, die Keyboard-Sounds bringen eine besondere Note ein, und Stuart Patterson wird mit dem Saxofon aktiv. "Never Said" verfügt ebenfalls über gewisse Besonderheiten. Eingeleitet durch einen relativ ungewöhnlichen und "dreckigen" Gitarrensound leitet es rhythmisch alsbald in einen sanften Reggaerhythmus über. Auch dieser Song ist ein gutes Beispiel dafür, wie man eine gute Komposition emotional und intelligent umsetzen kann, denn in den gut drei Minuten des Songs findet sich reichlich Abwechslung.
"Keep Me By The Rock" ist einer jener auch mehr rockenden Titel, in denen Tom Kneebone solistisch in den Vordergrund tritt, ja, das wünschte ich mir mitunter länger und öfter, doch letztlich beinhalten die Songs eher dichte Arrangements mit nur seltenen solistischen Ausflügen, und schließlich gehört auch das zur individuell geschnittenen Musik. Diese Individualität drückt sich in einigen Songs ganz besonders aus, ich verweise auf "One Day Away From You". Ich vernehme ein ganz dezentes Swingfeeling durch die Drums, sehr subtile Perkussions-Elemente; auch hier wurde den Feinheiten wieder ein großer Stellenwert beigemessen, kurz schwillt ein Geigenton an, zart geklöppelte rhythmische Elemente erklingen im Hintergrund, knappe Einwürfe slidender Gitarre, und langsam schleicht sich der Song von dannen, das hat einen starken eindringlich wirkenden Effekt, eine großartige Bildsprache entsteht somit.
Bei "Why Do You Love Lizzie?" vermittelt durch die Einleitung mit der Fiddle schon fast ein wenig Americana-Feeling mit Country-Einschlag, doch der typische und individuelle Sound der Musik Kaurna's setzt sich schließlich durch. Ja, ganz viel Melancholie steckt in der Musik, Passagen, die zum Innehalten und Nachdenken zwingen, und ob der großartigen Vielfalt der Nuancen sollte man sich zwingen, jedem Song intensiv zu lauschen, die Texte dazu zu lesen und sich dann einfach fallen lassen. Mir geht es abermals so, dass ich einen guten Zugang finde und die Musik der Platte als ein sehr persönliches Statement des Protagonisten empfinde, als ein "Nach-Außen-Kehren" des Inneren, mithin, wie es man heute gern nennt, Authentizität, in perfekter Synthese von Erleben, Idee, Komposition und Umsetzung. Und diese kann auch nur dann derart gelingen, wenn solche einfühlsamen Begleitmusiker dabei sind. Mit einem sehr ruhigen, von Folk inspiriertem Song, wiederum sehr einschmiegend von der Violine unterstützt, werden wir verabschiedet auf sehr harmonische und schöne Art und Weise.
Wiederum bewegen sich die Texte, im Booklet nachzulesen, auf mitunter geheimnisvoll und stark introvertiert anmutende Aussagen, die auf den ersten Blick sicher nicht sofort zu verstehen sind, Lyrik und Poesie besonderer Art halt, so stellen sie einen sehr interessanten Lesestoff dar. Kaurna selbst äußerte sich zum Album wie folgt: "Harsh Beauty" ist eine Reflexion darüber, wie unsere Umwelt unsere Kulturen, Leben und Persönlichkeiten prägt. Während wir unsere Spuren in der Welt hinterlassen, werfen sich auch die Landschaften, die wir durchqueren, auf uns. Kurzum: ein Volltreffer!
Trackliste
2 Unknown
3 Sideways
4 Never Said
5 Keep Me By The Rock
6 One Day Away From You
7 I Write Love Songs
8 Why Do You Love Lizzie?
9 If The First Time Was The Last Time
10 As It Comes, As It Goes
11 The Hardest Part
Besetzung
Tom Kneebone (electric guitars, mandolin)
Kiah Gossner (bass)
Kyrie Anderson (drums, percussion, bottles & cutlery draw)
Frank Giles (violin)
Matt Morison (piano, organ)
Dave McEvoy (piano, organ)
Lauren Henderson (backing vocals)
Alana Jagt (backing vocals)
Ryan Martin-John (backing vocals)
Stuart Patterson (saxophone)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |