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Reviews

Brad Paisley

Time well wasted


Info

Musikrichtung: Country / New Country

VÖ: 16.08.2005

(Arista Nashville)

Gesamtspielzeit: 63:37

Internet:

http://www.bradpaisley.com

Inzwischen dürfte in der Countryszene bekannt sein, dass man die CDs von Brad Paisley ungehört kaufen kann, denn normalerweise sind sie eine Garantie für gefühlvolle Balladen, hervorragendes Gitarrenspiel sowie jede Menge Spaß und Wortwitz. Mit diesen Erwartungen versehen verschwindet auch das neueste Album des Mr. Paisley im CD-Player, obwohl der Vorgänger Mud on the tires noch nicht einmal aus den Charts verschwunden ist.

Im Einzelnen:

Mit reichlich Schwung geht es in den ersten Song, der sich "The world" nennt, und schon findet man eine absolut chartverdächtige Liebeserklärung, denn „Für die Welt bist du nur irgendein Mädchen, aber für mich bist du die Welt!“. Ein Spruch, den man sich - Erfolg dürfte garantiert sein - merken sollte. Doch zu schmalzig kann der Titel wiederum nicht sein, denn das rockig-poppige Rezept lockt durchaus mächtig auf die Tanzfläche. Soft im 6/8-Rhythmus geht es in "Alcohol" hinein, ein Thema, das bereits Tracy Byrd bei "Ten rounds with Jose Cuervo" spaßig beschreiben hat. Auch hier wird auf spaßige, aber auch auf tragische Momente hingewiesen, die dem Teufel Alkohol zugerechnet werden können bzw. müssen. Aber trotzdem bleibt der Zeigefinger nicht zu lange erhoben, denn der Song endet im Bar-Stil eines Toby Keith und lässt alle Kneipengäste mitsingen. Da "Alcohol" die Single-Charts erklommen hat, scheint man in den USA diese Atmosphäre zu lieben. Philosophisch geht es im nächsten Lied zu, denn er tauscht mit einem älteren Mann Erfahrungen aus über das ständige Zu-spät-kommen der Damenwelt, wobei man sich aber die Erkenntnis erlaubt, dass Frauen es immer wert sind, dass man auf sie wartet. "Waiting on a woman" hebt die Ladys wieder auf das Podest, wo sie sich am wohlsten fühlen, und so mancher Mann wird nach diesem Lied, das in gemäßigtem Tempo daherkommt, die Warterei aus einer anderen Perspektive sehen.

"I´ll take you back" gibt dem hingegen wieder so richtig Gas und lässt auch den bekannten und bereits erwarteten Wortwitz aufkommen. Brad verspricht, sie wieder aufzunehmen, aber erst, wenn z.B. ein Esel ein Galopp-Derby gewinnt oder Clint Eastwood Ballett tanzt. Da scheint der Beziehung doch einiges abhanden gekommen zu sein. Als Zugabe gibt es das brillante Gitarrenspiel von Mr. Paisley, das immer wieder aufs Neue beeindruckt. Mir ist zurzeit niemand bekannt, der schneller und präziser über die sechs Saiten geht. Flotte Drums, Gitarren, Fiddle und Piano geben dem Song so richtig Fahrt. Und um nicht übermütig zu werden, bremst "She´s everything" die Speed mächtig ab, um wieder eine herrliche Liebeserklärung aus den Speakern zu schmachten, ohne es kitschig werden zu lassen. Dezenter Background und eine liebende Stimme ergeben ein absolut rundes Bild, das gelegentlich von einer verzerrten Gitarre aufgenommen wird, und das man sich ruhig des Öfteren anhören kann bzw. sollte. Da Abwechslung bekanntermaßen sehr wichtig ist, geht es jetzt wieder swingend-groovend zur Sache. Bei "You need a man around here" preist er seine Fähigkeiten an, und sei es auch nur, um die Spinnen zu töten, und auch hier glänzen wieder Wortwitz und Qualität des Songs um die Wette, wobei verfremdete Gitarrensounds gerne mal den Ablauf auflockern.

Niemand geringerer als Großmeister Alan Jackson gibt sich bei "Out in the parking lot" die Ehre, mit dem neuen Star der Countryszene die Vorteile eines lockeren Treffens auf dem Parkplatz zu loben, wo man rumhängt und was trinkt. Der Titel scheint eher dem Stil von Alan Jackson als dem von Brad Paisley zu entsprechen, da er in etwas gemäßigtem Tempo daherkommt und auch dem Erzählstil Jackson´s entspricht. Wieder mal Zeit für eine Ballade! "Rainin´ you" erinnert mit dem Wechsel in die Kopfstimme stark an Chris Gaines alias Garth Brooks mit "Lost in you" und ist ... genauso gut. Vielleicht dürfte der Titel auch eine Einladung in die Charts erhalten, denn hieran sieht man wieder, dass man nicht immer den dicken Sound braucht, um Gehör zu erhalten. Dezenter Background ist genau das, was der Titel braucht und bekommt. Auf den Textzusammenhang bei "Flowers" ist meines Wissens noch niemand gekommen, oder hat sich schon mal jemand Gedanken um das sinnlose Sterben der Blumen gemacht, wenn die Verehrte mit diesen Pflanzen überschüttet wird und die erwünschte Reaktion dennoch ausbleibt? „Wie viele Blumen müssen denn noch sterben?“ Da muss doch schon jede Frau, die gegen das Waldsterben ist, aus Gnade nachgeben. Auch hier wieder ein Born der Sprüche, die das Leben gelegentlich erleichtern können. Verpackt in einen tempogemäßigten Song traditionellerer Machart, bei der das Piano stark an Alan Jackson erinnert.

Aus dem Genre des „christian-country“, also der christlichen Countrymusik, stammt "When I get where I´m going", ein Duett mit Dolly Parton, der First Lady des Country. Beschrieben wird hier, wie Brad Paisley sich den Himmel vorstellt. Musikalisch besonders in den Phasen des zweistimmigen Gesangs hervorragend umgesetzt, wobei dem Song ohne Dolly doch einiges gefehlt hätte. Nur nicht lange grübeln! Bei "Easy money" schürt Mr. Paisley den Neid der „kleinen Leute“auf die großen Stars, denn er beschreibt, wie gut es ihnen geht und wie schön sie mit zwei Stunden täglicher Arbeit leben und sich nicht mehr in ihren mickrigen bürgerlichen Jobs herumärgern müssen. Vielleicht ein bisschen mutig, aber man gönnt es ihm, denn dies Lied ist ein würdiger Nachfolger des Erfolgstitels "Celebrity" und verfügt über einen mitziehenden Gute-Laune-Groove. "Time warp" ist der Instrumentaltitel dieses Albums, denn - die treuen Fans wissen es - auf jeder CD tobt sich Brad auf der Gitarre aus und stellt sein Können eindrucksvoll unter Beweis. Diesmal hinterlässt er aber einen sehr jazzigen Nachgeschmack und kaum jemand kann der Melodie folgen, die sich in verschiedene Themen aufgliedert. Das haben wir schon runder gehört von ihm. Das ändert aber nichts daran, dass er ein einzigartiger Virtuose auf seinem Instrument ist. Beim Titeltrack hat er seine Fans jedoch wieder fest im Griff. Schmusig-sanft erzählt er, dass er für nichts anderes Zeit hat als diese mit seiner Frau/Freundin zu verbringen. Für viele mag dies zur Hymne aller Faulen erhoben werden, würden sich nicht viele Frauen wünschen, ihr Mann würde mehr Zeit mit ihr als z.B. mit seinem Auto verbringen. Musikalisch nichts spektakuläres, aber textlich nett gemacht, bevor mit "Cornography" der "Spaghetti Western Song" des letzten Albums eine Fortsetzung findet. Unterstützt durch die "Punk Kao Buckaroos", bestehend aus Little Jimmy Dickens, George Jones, Bill Anderson und Dolly Parton, wird eine kauzige Western-Geschichte erzählt bzw. gealbert. Na ja, sei uns der Spaß gegönnt, obwohl musikalisch kein Blumentopf zu gewinnen ist.

Was der 50-Sekunden-Song "The uncloudy day" auf diesem Album zu suchen hat, bleibt verborgen, denn kaum jemand würde ein Stück dieser Länge vermissen, das klingt, als wäre es einer Schellackplatte der ersten Generation entnommen. Leider überflüssig wie ein Kropf. Ebenso wie die sogenannten „Outtakes“ aus der Produktion von "Cornography", wenn sich die alten Country-Haudegen versprechen oder Blödsinn produzieren. Diese vier Tracks sowie eine Ansage, das Album sei nun beendet, mögen vielleicht die Leute belustigen, die bei der Erstellung beteiligt waren. Für alle anderen hingegen dürfte es nur unnötiger Füllstoff sein, den das Album beileibe nicht nötig hat. Doch auch diese Zugaben können den Gesamteindruck eines Albums schmälern, denn weniger hiervon wäre sicherlich besser gewesen.

Fazit:

Auf Brad Paisley kann man sich verlassen, denn der junge Mann liefert, was man von ihm erwartet: flotte Tanzmusik, gefühlvolle Balladen und witzige Texte, garniert mit bravourösem Gitarrenspiel, das in dieser Version ein wenig mehr Toleranz erfordert als sonst üblich, da der Jazz-Anteil recht hoch ist. Wie bereits ausgeführt, hätte man auf die Outtakes und "The uncloudy day" locker verzichten können, doch der Rest ist - wie immer - sehr gut anzuhören. Brad Paisley arbeitet auf hohem Niveau und dies Album gehört (wie alle anderen Paisley-Alben sowieso) in die Sammlung jedes Country-Fans, denn er ist unbestritten Mitglied der TopTen der Country-Szene.



Lothar Heising

Trackliste

1The world 4:01
2Alcohol 4:52
3Waitin´ on a woman 4:32
4I´ll take you back 4:23
5She´s everything 4:26
6You need a man around here 3:33
7Out in the parkin´ lot 4:43
8Rainin´ you 4:16
9Flowers 3:50
10Love is never-ending 3:58
11The uncloudy sky 0:53
12When I get where I´m going 4:08
13Easy money 4:14
14Time warp 3:56
15Time well wasted 3:56
16Cornography 3:56

Besetzung

Produzent: Frank Rogers
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger