····· Wolvespirit verkaufen Bullshit ····· Rock of Ages - Zusatzshows in 2025 ····· Ally Venable veröffentlicht Video zur neuen Single „Do you cry“ ····· Das zweite Album von Wizrd kommt zum Nikolaus ····· 40 Jahre Helloween - Das muss gefeiert werden ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Metal Scent

Metal Scent


Info

Musikrichtung: Melodic Rock / Melodic Metal

VÖ: 2007

(Eigenproduktion)

Gesamtspielzeit: 38:02

Internet:

http://www.metalscent.com

Der Bandname läßt vermuten, dass Metal Scent nicht am extremen Ende des metallischen Spektrums anzusiedeln sein dürften, denn andernfalls hätten sie sich wohl Metal Stench genannt – und diese Vermutung stellt sich auch rasch als korrekt heraus, wenn man das selbstbetitelte Album einwirft, 2007 erschienen und das erste unter diesem Bandnamen, aber schon das zweite für die Band, die sich vorher RiahMetal nannte und unter diesem Titel auch das 2005er Debüt veröffentlichte. Offenbar sieht die Formation das Zweitwerk aber trotzdem als eine Art Neuanfang an und wählte daher eine eigentümliche Songzusammenstellung: Fünf Eigenkompositionen stehen nicht weniger als sechs Coverversionen gegenüber, was vermuten läßt, dass die Israelis zunächst als Coverband begonnen haben, bevor sie auch eigenes Material schrieben. Bei einem Blick auf die Bandhomepage samt Lektüre der dort verzeichneten Bandgeschichte stellt sich diese Vermutung auch als korrekt heraus, wobei man zu RiahMetal-Zeiten noch mit hebräischen Lyrics arbeitete (das Debüt bestand noch komplett aus Coverversionen nahöstlicher Hits) und erst nach der Umbenennung in die englische Namensversion auch zu englischen Texten wechselte. Die Songs sind auf dem selbstbetitelten Album übrigens nicht etwa blockweise sortiert, sondern immer schön im Wechsel eine Eigenkomposition, dann ein Cover usw., und für Nr. 11 bleibt dann nur noch das letzte Cover übrig, so dass der Übergang von 10 zu 11 die einzige Stelle des Albums ist, wo kein Gattungswechsel stattfindet.
Stilistisch hat das auf der Tonkonserve zu hörende Quartett (Zweitgitarrist Sian Shalom ist auf dem Backcover schon zu sehen, spielt auf dem Album aber noch nicht mit) die Covers gekonnt in den eigenen Stil eingepaßt. Der lagert auf der Grenze zwischen Melodic Rock und Melodic Metal, in Gestalt von „Falling So Deep“ gleich mit lupenreinem AOR anhebend, der nur im furiosen Gitarrensolo von Dror Yakar andeutet, dass auch ein Metalherz am Schlagen ist, während die nächste Eigenkomposition „Visions“ deutlich im Metal wurzelt, angedüsterten Progmetal auffährt und diesen zugleich mit ein paar nahöstlichen Folkelementen garniert, da Yakar nicht nur Gitarre, sondern auch noch Oud spielt. Diese Einsprengsel kommen aber nicht in allen Eigenkompositionen vor – dafür schmücken Metal Scent auch die eine oder andere Coverversion damit aus und verleihen etwa „The Letter“ auf diese Weise eine eigene Note, die aber wiederum nicht so extrem ausfällt, dass sich der Liebhaber des Originals regurgitierend abwenden müßte. Klarkommen muß er allerdings mit einer gewissen Härtung, zumal „The Letter“ (Box Tops), „Delilah“ (Tom Jones) und „Runaway“ (Del Shannon, nicht Bon Jovi!), die ersten drei Covers, auch noch die Schlagzahl der umstehenden Eigenkompositionen deutlich übertreffen. Hier und da verschwimmt die Grenze zwischen Eigenkompositionen und Cover gar: Der Rezensent ist sich relativ sicher, den Einstieg in „Everybody’s Gone“, den Credits gemäß von Yakar und Bassist Nir Cinamon geschrieben, schon mal anderweitig gehört zu haben, und das betrifft nicht das eröffnende appellierende „Mother“, das man in ähnlicher Form auch aus einem gewissen Hit von Glenn Danzig her kennt. „Running Free“ wiederum stellt kein Iron-Maiden-Cover dar, sondern eine halbballadeske Eigenkomposition – freilich wieder eine, bei der einem der Strophenaufbau irgendwie bekannt vorkommt. Sänger Rami Salmon packt hier eine bisher noch gar nicht gehörte Stimmlage aus, nämlich eine, die einem cleanen Axl Rose etwas ähnelt, und generell präsentiert sich der Vokalist recht wandlungsfähig, was ihm, da die Wurzeln von RiahMetal ja in einer Coverband liegen (und er ist Gründungsmitglied von 2000), bei der Interpretation des fremden Liedguts durchaus entgegenkommt, wobei er seine Komfortzone nicht verlassen muß und selbstbewußt bei seinem Leisten bleibt, wenn das Original ihn vor das Problem stellt, dass er das beim besten Willen nicht 1:1 umsetzen kann, etwa „One Way Ticket To The Blues“. „Running Free“ fährt darüber hinaus noch große Chöre auf, „Visions“ mal kurz eine düstere Zweitstimme. Die Instrumentalisten stehen dem Sänger in puncto Kompetenz nicht nach – die Rhythmusgruppe tut das, wofür sie da ist, wobei Ronen Ziony gelegentlich auch nahöstliche Perkussionselemente addiert (äußerst cool beispielsweise im Mittelteil von „One Way Ticket To The Blues“, das übrigens komplett ohne musikalischen Blues auskommt), und Gitarrist Yakar überzeugt sowohl an der Akustischen als auch an der Elektrischen. „Rain“ ist das erste Cover, das den Härtegrad der Eigenkompositionen nicht nach oben durchbricht, aber das Original trotzdem härtet, was freilich auch nicht verwundert, da es von José Feliciano stammt, und da bedeutet jeder zusätzliche Rockaspekt, wie melodieselig er auch sei, eine Härtung. Da den Israelis dieser AOR-lastige Stil offenbar so gut gefallen hat, wenden sie ihn in der folgenden letzten Eigenkomposition „For So Long“ gleich nochmal an. Ihr Meisterstück liefern sie allerdings mit dem Closer „Under My Thumb“ ab: Die Stones in Melodic Metal übersetzen und dann auch noch mit nahöstlichen Melodien und Percussions auszustatten kann schiefgehen oder zum Highlight werden – und Metal Scent haben letztgenanntes geschafft. Spätestens hier ist auch der größte Eigenkompositionsfanatiker den Tel-Avivern nicht mehr für die erwähnte Coverdichte böse – und wer scharf auf weitere Eigenkompositionen ist, kann sich ja auf die Suche nach den beiden jüngeren Alben Homemade und The Mask machen, die sich beide noch nicht im Besitz des Rezensenten befinden. Wenn man generell auf diesen Sound im Grenzbereich zwischen Melodic Rock und Melodic Metal steht, macht man mit dem grundsolide produzierten selbstbetitelten Album von Metal Scent jedenfalls nichts verkehrt, wenngleich abgesehen von den nahöstlichen Elementen nichts Außergewöhnliches zu erwarten ist.



Roland Ludwig

Trackliste

1Falling So Deep4:04
2The Letter3:04
3Visions4:20
4Delilah3:10
5Everybody’s Gone3:03
6Runaway3:15
7Running Free3:50
8Rain3:31
9For So Long3:53
10One Way Ticket To The Blues3:01
11Under My Thumb2:51

Besetzung

Rami Salmon (Voc)
Dror Yakar (Git, Oud)
Nir Cinamon (B)
Ronen Ziony (Dr)
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger