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Lully, J.-B. – Cavalli, F. u.a. (Dumestre, V.)

Les Noces Royales de Louis XIV. - Musik zur Hochzeit Ludwig XIV.

Info Musikrichtung: Barock Diverse VÖ: 03.06.2022 (CVS / Note 1 / CD / DDD / 2021 / Best. Nr. CVS066) Gesamtspielzeit: 65:18

Diese CD bietet den Soundtrack zu einem Doppelevent, nämlich dem Pyrenäenfrieden, mit dem 1659 nach 24 Jahren der Französisch-Spanische Krieg endete, sowie der damit verbundenen Hochzeit zwischen Ludwig XIV. und der spanischen Infantin Maraia Teresa im Jahr 1660. Es handelte sich um ein gänzlich romantikfreies politisches Zweckbündnis, dessen Bedeutung umso mehr durch äußeren Aufwand unterstrichen wurde. Dabei spielte die Musik eine herausragende Rolle, sei es zur Unterhaltung, sei es zur festlichen Untermalung oder als Resonanzverstärker, der die Botschaft in die Welt hinaustrug.

Dieser Querschnitt durch das - aufgrund fehlender genauer Angaben und Quellenverluste - oft nur hypothetisch zu ermittelnde Repertoire bestätigt das alte Sprichwort: Und wenn die Geschichte auch nicht wahr sein sollte, so ist sie doch gut erfunden! Und gut erfunden bzw. rekonstruiert ist dieses Programm quer durch die französische, spanische bzw. italienische Musik dieser Zeit in jedem Fall. Wenn sich eine verbürgte Original-Komposition überhaupt nicht mehr auffinden ließ, hat man ein passendes Ersatzstück vom gleichen Komponisten ausgewählt.

All das wurde nicht minder exzellent eingespielt. Ein farbig besetztes SolistInnen und Instrumentalensemble lässt die Ouvertrüren und Ballettmusiken, Opernausschnitte, Orgelklänge und geistlichen Werke von Komponisten wie Lully oder Cavalli in aller erhebend-unterhaltsamen Pracht und Herrlichkeit erklingen. Dafür bürgen "Le Poème Harmonique" unter Vicent Dumestre und die SängerInnen von der Kompanie "La Tempête", die den Chorpart beisteuern. Geschmeidige Virtuosität mischt sich mit attraktiv angerauten Klangfarben.
Hier entfaltet sich wirklich die europäische Musiklandschaft in all ihrer früh- und hochbarocken Buntheit - bevor der angehende Sonnenkönig alle kreativen Kräfte seines Reiches auf einen einheitlichen französischen Repräsentations-Stil hin verpflichten sollte.

Bei diesem Barock-Digest darf man sich für eine Stunde als Ehrengast während der Hochzeitsfeierlichkeiten fühlen. Auch aufnahmetechnisch sitzt man ganz vorne in der Loge oder Kirchenbank.

Georg Henkel