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Reviews

Vitalii Kyianytsia Trio

Last Day Of Spring


Info

Musikrichtung: Chamber Jazz

VÖ: 25.03.2022

(Doublemoon )

Gesamtspielzeit: 66:42

Internet:

https://de-de.facebook.com/people/Vitalii-Kyianytsia/100007909246207/
https://www.challengerecords.com/home
https://www.martinaweinmar.de/

Last Day Of Spring ist das Debüt-Album des ukrainischen Pianisten Vitalii Kyianytsia. Bis auf drei Titel stammen alle Kompositionen des mit zehn Songs bestückten Albums von ihm selbst. Der aus Kiew stammende Jazzer spielte bereits im Alter von sechs Jahren Klavier, allerdings war das zunächst eine klassische Ausbildung. Erst mit siebzehn Jahren trat der Jazz musikalisch in sein Leben. Insbesondere galt sein Augenmerk solchen Künstlern wie Oscar Peterson, Bill Evans und Duke Ellington, Chick Corea und Herbie Hancock.

Neben dem Jazz sammelte der Protagonist auch Erfahrungen im Bereich der Neuen Musik, und siedelte darum auch letztlich um nach Berlin. Mit dem Bassisten Johannes Fink und dem Schlagzeuger Mathias Ruppnig spielt er bereits eine Weile in der Berliner Jazz-Szene, so dass es nahelag, mit Ihnen auch dieses Album einzuspielen. Aufgenommen hat man in Polen, im RecPublica Studio, Lubrza, am 28. und 29.Juli 2021, also noch vor dem Ausbruch der kriegerischen Ereignisse im Heimatland des Pianisten.

Bis auf einen Titel wurde alle Songs von den Bandmitgliedern komponiert, fast alle von Vitalii Kyianytsia, nur Track 4 von Johannes Fink und Track 8 von Mathias Ruppnig. Die einzige Fremdkomposition entstammt dem Bereich der Klassik, vielleicht auch ein Fingerzeit in des Pianisten frühere Ausbildung, das ist "Gnossienne" von Erik Satie.

Mit großartiger Frische und vorwärtspreschendem Antrieb startet die Platte mit "Spiral", Finks Bassläufe erinnern mich an Ron Carter. Dabei werde ich spontan an eine Platte aus dem Jahre 1977 erinnert, das ist das Herbie Hancock Trio mit der gleichnamigen Veröffentlichung, Hancock spielte sie damals mit Ron Carter und Tony Williams ein. Dieser dahinfliegende Sound, der voller Elan sprüht, wird auch hier offenbart. Ähnlich auch der struktuelle Aufbau, solange ich das als Hörer beurteilen kann und die freiheitliche Ausrichtung der Komposition. Nun, insofern für mich ein Einstieg nach Mass, perfekt gelungen!

Aber dieses gilt auch für die anderen Songs, die von großer Kunstfertigkeit und Ideenreichtum sprühen. Bei dieser Einspielung mag zwar, im Gegensatz zu einigen anderen zeitgenössischen Piano-Trios im Jazz, das Piano eine mehr führende Rolle einnehmen, aber nicht, ohne dass Bassist und Schlagzeuger nicht auch wesentlich Gestaltendes einbringen könnten. Denn stets sind die Beiden präsent und lassen aufhorchen. Man fühlt sich quasi gezwungen, allen Dreien zu folgen, weil von ihnen Allen Aufmerksamkeit gefordert wird. Und dieses führt dazu, dass man die Musik als Gemeinsamkeit erlebt, stets überrascht wird von einigen spontanen Einschüben, die sowohl an die große Jazz-Tradition erinnern als auch moderne Einflüsse einbeziehen.

Sehr lyrisch klingt es dann mit dem Titelsong, der in der Tat eine solche ein wenig traurig anmutende Stimmung widerspiegelt wie ein letzter Tag im Frühling. So ist der Frühling auch meine liebste Jahreszeit und ich kann das gerade gut nachvollziehen, wenn die Frische und das Erwachen der Natur in der Jahreszeit beendet wird, wenngleich auch durch den Sommer, der schließlich auch seine schönen Momente bereithält. Hier gelingt es Vitalii Kyianytsia, seine klassische Ausbildung aufblitzen zu lassen, man spürt förmlich diese romantische Ausrichtung einiger Passagen. Ich meine, dass Jazz und Klassik hier auf wunderbar schöne Weise kooperieren.

Energisch swingt es mit "S.O.M. & D.I.D.", ein wilder Ritt mit Ecken und Kanten, der hinsichtlich des Tempos mit "Spring Sprint" gleich zieht. Dieser Song startet zwar zunächst ganz zart mit perlenden Piano-Läufen, nimmt jedoch im Verlauf an Tempo zu, und ist einer jener Titel, die sich als sehr abwechslungsreich darstellen. Neben dem zerbrechlichen "Fragile" mit ganz zarter und feinfühliger Ausrichtung steht mit nun anderer Ausstrahlung das aus ganz anderem Lager stammende "Gnossienne", das den kammermusikalischen Aspekt dieser Platte in den Vordergrund rückt. Auch hat sich der Pianist hier für eine ganz besondere Bearbeitung entschieden: Dieses Stück ist sehr bekannt, aber das war nicht der einzige Grund, warum ich es bearbeiten wollte. Ich habe mich für einen 7/8-Takt entschieden, aber das Stück hat schon im Original eine ziemlich unkonventionelle Struktur. Ich wollte die rhythmische Struktur an ihre Grenzen bringen, in der Mitte gibt es sogar einen improvisierten Teil.. Und somit präsentiert die Band mit dieser Bearbeitung eine gelungene Gratwanderung zwischen Klassik und Jazz, der sich hier gar ein wenig freier entfaltet.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Spiral
2 Triple
3 Last Day Of Spring
4 S.O.M. & D.I.D.
5 Gnosienne
6 Interlude
7 Twenty Two
8 Stranger Than Fiction
9 Fragile
10 Spring Sprint

Besetzung

Vitalii Kyianytsia (piano)
Johannes Fink (double bass)
Mathias Ruppnig (drums)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger