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Le Monde Selon George Antheil
Info
Musikrichtung:
Neue Kammermusik
VÖ: 06.05.2022 (Alpha / Note 1 / CD / DDD / 2021 / Best. Nr. Alpha 797) Gesamtspielzeit: 62:46 |
AUF DIE SPITZE GETRIEBEN
Eine knisternde Kombi der Extreme: Für ihr neuestes Konzeptalbum „Le Monde Selon George Antheil“ hat sich die Geigerin Patricia Kopatchinskaja mit dem jungen finnischen Pianisten Joonas Ahonen zusammen getan.
Ihr Programm haben sie um eine Sonate des amerikanischen Komponisten-Bürgerschreck und „Bad Boy“ Georges Antheil herum komponiert, ein echter Tausendsassa, der in vielen Genres und Kunstformen zu Hause war.
Dessen u. a. von Stravinsky inspirierter Post-Sacre-Primitivismus von 1923 wird hier durch das hochergetische und zugleich hochpräzise Spiel der beiden geadelt. Die aggressiv-perkussiven Akkordblöcke, die in den schnellen Sätzen rasen, werden eindrucksvoll unter Strom gesetzt. Das ist wahrhaft auf der Stuhlkante oder gar im Sprung musiziert! Angesichts der Vehemenz fürchtet man doch wirklich einmal um die Instrumente! Dagegen erfahren die herbzarten Klänge in den langsamen Sätzen eine hypersensitive Deutung: Antheil, der Klangpoet!
Auch bei John Cage nocturnalen Irrlichtern oder den abstrakt-spröden Schweigeklängen eines Morton Feldman kann man über die fantastisch ausgehörten Klangwelten nur staunen. Beide Vertretreter der amerikanischen Avantgarde lernte Antheil nach seiner Übersiedlung in die USA kennen.
Komplettiert wird das Album von Beethovens Sonate für Violine und Klavier Nr. 7. Anders als Cage und Feldman, für die Beethoven der große Antipode war, verehrte der Pianist Antheil den Wiener Meister und spielte ihn bei seinen Konzerten höchstselbst auf dem Klavier. Beethovens klassische Grenzüberschreitungen werden von Kopatchinskaja und Ahonen noch mal auf die neutönischer Spitze getrieben – man hört dann freilich auch, dass die Interpreten anwesend sind. Das Neue in der älteren Musik in diesem Umfeld hörbar zu machen, führt bei der Beethoven-Interpretation zu gewissen Übertreibungen. Das fasziniert ob seiner Souveränität und bedrängt einen zugleich durch die permanente Zuspitzung.
Georg Henkel
Trackliste
1 | George Antheil: Sonata Nr. 1 für Violine und Klavier |
2 | Morton Feldman: Piece für Violine & Klavier; Extensions 1 für Violine & Klavier |
3 | Ludwig van Beethoven: Violinsonate Nr. 7 |
4 | John Cage: Nocturne für 2 Violinen & Klavier |
Besetzung
Joonas Ahonen, Klavier
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |