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Bach, J. S. (Fortin)

Ouvertüren-Suiten / Orchestersuiten

Info Musikrichtung: Barock VÖ: 03.06.2022 (Alpha Music / Outhere / Note 1 / CD / 2021 / Best. Nr. ALPHA 832) Gesamtspielzeit: 77:31 Internet: Ensemble Masques

Spätestens seit Anfang der 2000er-Jahre ist die Zeit vorbei, in der man Bachs Suiten vorrangig im Sinne staatstragender Gravitas interpretierte. Zwar mögen einige von ihnen durchaus Bezug zur Weimarer oder Köthener Zeit des Komponisten und damit zum höfischen Leben haben, andere jedoch scheinen eher dem Leipziger Collegium musicum zugedacht gewesen oder dort zumindest zu neuen Ehren gelangt zu sein. Hierzu passen die ursprünglich eher kammermusikalischen Besetzungen, die Bach erst später durch Hinzufügung von Trompeten- und Pauklenstimmen anreicherte. Unterhaltungsmusik für Kenner also ja, höfisches Zeremoniell eher nein.

Und in diesem Sinne verstehen auch Olivier Fortin und sein Ensemble Masques die besagte Früh- bzw. Ursprungsfassung der Stücke. Pauken- und Trompetenglanz vermisst man dabei nicht wirklich. Es wird in kleiner Besetzung mit "Band-Charakter" durchweg atmend, schwungvoll-lebendig und rhetorisch musiziert. Immer wieder ergeben sich geistvolle Dialoge zwischen den einzelnen Stimmen, freche Einwürfe, kurze Momente des Innehaltens, bevor die Zügel wieder angezogen werden. Es wird farbig phrasiert und marcato angesetzt, wo es stimmig erscheint. Die überschaubare Besetzung erleichtert es deutlich, das Geflecht der Stimmen zu verfolgen, so dass etwa die Ouvertüre zur Suite Nr. 2, die manchmal unter ihrer Komplexität erdrückt zu werden droht oder statisch erscheinen kann, hier wesentlich schlanker und agiler daherkommt. Vielem geben die Interpreten außerdem eine gute Prise Humor bei. Die Tempi muten in einigen Momenten - vor allem in der Suite Nr. 3 - recht sportlich an; das muss man mögen. Andererseits hat man wohl selten Bach derart nah am Jazz gehört wie im Schlusssatz der Suite Nr. 4 (Réjouissance). Tontechnisch wurde all dies maximal plastisch und direkt eingefangen.

Eine CD, die mindestens zum mitwippen, wenn nicht zum tanzen einlädt, den Ursprüngen der Suite als Sammlung von Tanzsätzen damit nahekommt und einfach ein leichtfüßig unbeschwertes Vergnügen ist.

Sven Kerkhoff