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El Collar de la Paloma. Über Liebe und Liebende: Der Ring der Taube von Ibn Hazm
Info
Musikrichtung:
Mittealter Ensemble
VÖ: 06.05.2022 (CdM / Note 1 / CD / DDD / 2021 / Best. Nr. CdM 2253) Gesamtspielzeit: 65:39 |
INS HERZOHR GESUNGEN
Im Jahr 1022 veröffentlichte der arabische Universalgelehrte Ibn Hazm im Kalifat von Córdoba auf der iberischen Halbinsel ein Prosawerk über die Liebe, das unter dem Titel „Das Halsband der Taube“ oder „Der Ring der Taube“ bekannt ist. Es gehört heute zum Kanon der Weltliteratur. Umfassend behandelt es in dreißig Kapiteln die Aspekte der höfischen Liebe, wie sie in der muslimischen Gesellschaft des maurischen Spaniens kultiviert wurde. Alltags- und Liebesleben werden darin geschildert, die Ursachen, die Sprachen, Formen und Spielarten der Liebe und ihre vielen, oft schmerzvollen Wechselfälle bis hin zu (Treue)Bruch und Trennung. Natürlich kommt auch das Lob des Schöpfers und der Natur nicht zu kurz: Liebe ist ein kosmisches und göttliches Prinzip.
Eingestreut in diese Werk sind zahlreiche Liebes-Gedichte. Eine Auswahl davon bringt die Capella de Ministrers unter der Leitung von Carles Magraner zu Gehör. Da Ibn Hazm selbst keine Kompositionen hinterlassen hat, verwendet das Ensemble traditionelle arabisch-andalusische Melodien oder bedient sich modaler Improvisationen, sogenannter mawwal.
Dem lyrischen Ich Ibn Hazms leiht Iman Kandoussi ihre Stimme – sie tut dies ebenso klangschön wie intensiv. Ihr dunkler, leicht androgyner Mezzo-Sopran verbindet „männliche“ und „weibliche“ Register: eine gleichsam universale Stimme, die stellvertretend für alle Liebenden singt, spricht, begehrt, leidet, hofft und schwärmt. Die Begleitung übernimmt ein buntes Ensemble mit orientalischen und einigen abendländischen Instrumenten. Aufgrund der präsenten, charakteristischen Farben klingt kein Stück wie das andere: Die virtuosen, einfallsreichen Musiker weben aus ihrem Part einen prächtigen Teppich. Die herrlich, reich blühenden melodischen Linien, die mit Mikrotönen und Arabesken durchsetzt sind, spiegeln vortrefflich die emphatische Gesangkunst von Kandoussi.
Ein leidenschaftliches Plädoyer für Ibn Hazms Lyrik, die durch die Vertonung auch über alle Sprachgrenzen hinweg dem Hörer ins Herz-Ohr geht. Wobei die (englischen) Booklettexte das Verständnis durchaus erleichtern.
Georg Henkel
Besetzung
Carles Magraner, Ltg.
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |