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Das Gänsebuch
Info
Musikrichtung:
Mittelalter
VÖ: 01.07.2005 Naxos / NaxosCD DDD (AD 2002/2003) / Best. Nr. 8.557412 D Gesamtspielzeit: 70:53 |
NEUE GEISTLICHE LIEDER DES MITTELATERS
Ein großer Wolf dirigiert die Gänseschola, während sich der Fuchs von hinten anschleicht und einer der schnatternden Sänger ein Pfote begehrlich auf den Rücken legt. Anspielungsreich und humorvoll hat ein anonymer mittelalterlicher Miniaturist die berühmteste liturgische Handschrift des mittelalterlichen Nürnberg illustriert: Das „Gänsebuch“, benannt nach oben beschriebenen Miniatur, enthält auf weit über 1000 Pergamentseiten Gesänge für die Liturgie der Nürnberger Stadtkirchen. 1507 nach sieben Jahren fertiggestellt, versammelt der Kodex wenige Jahre vor der Reformation noch einmal die über viele Generationen gewachsenen lokalen kirchenmusikalischen Traditionen. Vor allem für die vielen Heiligenfeste oder die berühmte Heiltumsweisung, bei der man dem Volk herausragende Reliquien gezeigt hat, wurde eigene Musik benötigt. Diese neuen geistlichen Gesänge zeichnen sich vor allem durch neue Texte aus. Musikalisch lehnen sie sich an die Tradition des Gregorianischen Chorals an. Die Stücke sind einstimmig und eher schlicht gehalten, wenngleich rhythmisch ein wenig volkstümlich beschwingter als die autorisierten Vorbilder.
Die notgedrungen knappe Auswahl mit Ausschnitten aus einigen der bedeutendsten Festkreise, die auf dieser CD als Teil des großen Multimediaprojekts Opening the Geese Book versammelt ist, wird von der Schola Hungarica unter ihren Leitern László Dobszay und Janka Szendrei entsprechend unaufdringlich, geradezu „kunstlos“ präsentiert. Dennoch klingen die Darbietungen dieser religiösen „Gebrauchsmusik“ stimmig - authentisch, so weit man in diesem Fall überhaupt davon sprechen kann.
Das gemischte Ensemble aus Männer-, Frauen- und Kinderstimmen singt im Kollektiv oder wechselnden Besetzungen, wobei durch das eher trockene Klangbild eine weihevolle akustische Aura vermieden wird. Solistische oder improvisiert mehrstimmige Ausführungen finden sich nur in Ausnahmefällen. Orgelmusik süddeutscher oder Nürnberger Meister des ausgehenden Mittelalters lockert die Abfolge der Gesänge auf.
Dieses doch eher spezielle Projekt dürfte vor allem für liturgiegeschichtlich Interessierte aufschlussreich sein.
Georg Henkel
Besetzung
Ltg. László Dobszay & Janka Szendrei
Matthias Ank, Orgel
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |