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Brahms, J. / Gade, N. W. / Schumann, R. (Manz)

Sonaten für Klarinette und Klavier; Fantasiestücke

Info Musikrichtung: Romantik VÖ: 15.05.2022 (Berlin Classics / EDEL / CD / 2021 / Best. Nr. 0302655BC) Gesamtspielzeit: 66:57 Internet: Sebastian Manz

Wenn ein Wanderer zwischen den (Genre-)Welten wie der Klarinettist Sebastian Manz sich dem ganz klassischen Kernrepertoire zuwendet, so ist das immer so spannend wie riskant: Gelingt es die Balance zu halten oder wird Neues darin herbeigezwungen? Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Bei diesem Album gelingt das Wagnis. Und wie es gelingt!

Dabei liegt die Messlatte gerade bei den Klarinettensonaten von Brahms hoch. Gehören sie doch zu den leichter fasslichen Stücken des Komponisten, gleichermaßen eingängig wie anspruchsvoll. Manz gestaltet sie sanglich, dabei aber doch mit einer noblen Zurückhaltung und einem steten Hauch nachdenklicher Melancholie. Seine Kantilenen und vielfarbigen Nuancierungen verweben sich ganz uneitel gleichberechtigt mit jenen des Klavierparts, den Herbert Schuch äußerst sensibel versieht. Dabei hat das Ganze die erstaunliche (aber unzutreffende) Anmutung eines Live-Mitschnitts. Die Instrumentalisten lassen die Musik aus dem Moment heraus entstehen, überlassen sich so mutig wie klangsinnlich der Entwicklung ihres Zusammenspiels, sich gegenseitig inspirierend und aufeinander lauschend. Das hat etwas durchaus Lustvolles und Intimes. Ein Charakter, der durch die warme Akustik des holzvertäfelten Angelika-Kaufmann-Saals in Schwarzenberg zusätzlich unterstützt wird. Fast schon mutiert dieser Aufnahmeort zum heimlichen dritten Star - zu dem übrigens ein vierter hinzutritt: Der rund 100 Jahre alte Steinway D-Flügel, der hier zum Einsatz kommt. Ihm geht der oft überbrillante Ton der modernen Instrumente ab. Seine mild-süßes Klangbild schmiegt sich daher wesentlich besser an den Klarinettenton an, ohne dass hier zusätzlich aussteuernd nachgeholfen werden müsste.

Diese Qualitäten machen sich auch in den Fantasiestücken von Schumann und - weit weniger bekannt - Niels Wilhelm Gade bemerkbar. Trouvaillen, denen man im Konzertsaal nur selten begegnet, die aber in ihrer emotionalen Tiefenschärfe durchaus mit den Brahms-Sonaten stimmig harmonieren.

Sven Kerkhoff