Reviews
Heteroklite Lockdown
Info
Musikrichtung:
Modern Jazz
VÖ: 18.03.2022 (Label Bleu) Gesamtspielzeit: 47:19 Internet: https://www.facebook.com/HenriTexierJazz https://www.europejazz.net/profile/maison-de-la-culture-d%E2%80%99amiens-label-bleu https://mosaik-promotion.de/ |
2016 war es, als mich die Platte Dakota Mab des 1945 in Paris geborenen Bassisten Henri Texier vollends begeisterte. Seinerzeit im Quartett eingespielt, fehlt nun der Baritonsaxofonist, Sébastien Texier ist noch dabei, und der Drummer Louis Moutin wurde für Heteroklite Lockdown durch Gautier Garrigue ersetzt.
Der zu den Pionieren des eigenständigen europäischen Jazz' zählende Bassist hat mit dieser Platte seinen Umgang mit dem Lockdown verarbeitet. Unter diesen Bedingungen entstand eine Produktion mit Musik, die stark emotional geprägt ist und im wesentlichen recht ruhig ist, trotz einiger schnellerer Songs. Auch fehlen frühere durchaus einmal anklingende avantgardistische Ausprägungen, die Musik nimmt eher Bezug auf eine klassische Spielweise des Jazz, hier allerdings dann erneut mit entsprechend europäischem Anstrich.
Mit einem Klassiker der Jazz-Geschichte startet die Platte sofort sehr eindrucksvoll. "'Round About Midnight" von Thelonious Monk/Cootie Willliams ist sicher eine der schönsten Balladen, die es gibt, unter anderem gibt es eine wunderschöne Version von Miles Davis, seinerzeit mit John Coltrane eingespielt. Aber auch diese Version darf man getrost einreihen in die gelungenen Interpretationen dieses Songs. Vom streichelnden Schlagzeug und vom eleganten Bass spielt Sébastien Texier in einer sanften Art, die ein wenig gar an Paul Desmond erinnert. Ab 5:48 setzt kurz ein Latin-Rhythmus ein, bevor der Song dann zum Ende kommt.
Mit "What Is This Thing Called Love" finden wir den zweiten Klassiker als Fremdkomposition, aus dem "Great American Songbook" spielen die Drei in einer swingend schnellen Version, das ist sehr mitreissend und virtuos, von allen drei Mitwirkenden, selbstverständlich. Henri Texier spielt ein Solo und wird vom Drummer angetrieben, eine traumhafte Passage ist das, bevor Garrigue dann selbst noch soliert. Aus Mexiko stammt "Besame Mucho" und führt uns vom Jazz in andere Gefilde. Doch letztlich ist es in den Händen der drei Könner zu einem lasziven Jazz-Titel geworden.
Die restlichen fünf Songs sind Eigenkompositionen und zeigen verschiedene Facetten. Da ist das elegant federnde "Bacri's Mood" (Henri Texier), die dahinschleichende Ballade "Take Your Time (Sébastian Texier), das ein wenig freier und locker fließende, vom Schlagzeugsound geprägte "Forest Forgive Them" (Gautier Garrigue), das mit einem leichten nervösen Hauch des Bebop angereicherte "Fertile Danse" (Henri Texier) und zu guter Letzt noch "Izlaz", mit einer kleinen Spur von Bluesfeeling.
Trackliste
2 Bacri’s Mood (5:11)
3 What’s This Thing Called Love (4:40)
4 Take Your Time (4:33)
5 Forest Forgive Them (5:20)
6 Besame Mucho (7:10)
7 Fertile Danse (6:05)
8 Izlaz (7:32)
Besetzung
Henri Texier (upright bass)
Gautier Garrigue (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |