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The Blues Band

So Long

Info Musikrichtung: Blues Rock VÖ: 18.03.2022 (Repertoire Records) Gesamtspielzeit: 65:42 Internet: https://www.thebluesband.net/ https://www.repertoirerecords.com/

1979 kam der zum Stehen gekommene Blues-Express wieder zum Laufen....Hatte sich der britische Blues-Boom längst verabschiedet und seinerzeit gestandene Bands wie Peter Green's Fleetwood Mac oder Chicken Shack ihre authentische Spielweise des Blues längst dem Zeitgeist geopfert hatten, da erschien The Blues Band und liess den Blues britischer Prägung wieder wie Phoenix aus der Asche auferstehen. Paul Jones, Tom McGuinness, Dave Kelly, Gary Fletcher und Hughie Flint waren es, die aufhorchen liessen.

Jeder von ihnen hatte bereits ein musikalisches Vorleben, Paul Jones war Leadsänger bei Manfred Mann, dort spielte auch Tom McGuinness, bei McGuinness Flint auch zusammen mit Hughie Flint, einst Schlagzeuger bei John Mayall. Zusammen mit dem Blues-Urgestein Dave Kelly und dem Bassisten Gary Fletcher spielte man das “Official Blues Band Bootleg Album“ ein. Zwischenzeitlich trommelt Rob Townsend seit 1982, aber am Sound hatte sich grundlegend nicht viel Wesentliches verändert, außer, dass ab und zu neue Elemente das starre Schema des Blues erweitert haben.

Nun, nach über vierzig Jahren, wird mit So Long das offizielle Abschiedsalbum vorgelegt. Und die fünf Musiker feiern diesen Abschied nicht allein, namhafte Musiker bereichern das Line-up. (siehe dort) Aber ob es tatsächlich das letzte Album sein wird? Wie dem auch sei, ob wir mit So Long nun einen Zwischenstand erleben oder das wirklich letzte gemeinsame Album, die Musik ist sehr gut zu geniessen, und die sicher aufgrund der langen Zusammengehörigkeit noch gewachsene Professionalität hat es nicht verhindern können, dass wieder hochwertige, emotional geprägte Musik entstanden ist. Klar - Neues kann man nicht erwartenm, und will man auch gar nicht, dafür kann man sich an dieser lässigen Art der individuellen Gestaltung von Blues auf ein Weiteres erfreuen.

Das heisst, neben Blues klassischer Prägung, mit Hinwendung zum Blues Rock, gibt es Anteile von Rhythm & Blues, und mit der Coverversion von "To Love Somebody" der Bee Gees hat man sich gar in den Pop-Bereich gewagt. Doch ist es gelungen, aus dem Original einen Song zu gestalten, der Blues Band pur ist.

Der Stammsänger Paul Jones hat das Mikrofon bei einigen Stücken an seine Mitspieler weitergereicht, siehe Line-up. Als nicht so gelungen halte ich hierbei die beiden Titel mit Tom McGuinness, ansonsten gefallen mir die vielen Songs mit Dave Kelly als Leadsänger sehr gut, gleich der erste Song, "Hard Times Killing Floor", der mich sofort angenehm an frühe Songs aus seiner Karriere im British Blues Boom erinnert. Dabei fällt mir auf, das sein Gesang gar kraftvoller und bluesiger orientiert klingt als der von Paul Jones, dessen Stimme für mich bisweilen ein wenig unsicher und alt geworden klingt.

Für mich herausragende Songs sind zum Beispiel das bluesig rockende "Hoggin" oder das an alte Tugenden der Band erinnernde "Them Ol' Crossroads Blues", erneut stark ist Kelly als Sänger, und unterstützt vom Veteranen Bob Hall rockt es kraftvoll und voller Saft. Ja, und "Ti Fi Und Grande Dame Maintenant (Big Girl)" entführt mich musikalisch nach Louisiana, in die Sümpfe und dazu darf Altmeister Albert Lee als Gast-Gitarrist brillieren, alles in feinem Cajun-Gewand.

Mit funkigem Groove steht "Something You Heard" ein wenig außen vor, ebenso das balladesk anders orientierte "My Love Made You Wrong". Alles in Allem also eine recht bunte Mischung verschiedener Stimmungen, in der Gesamtheit letztlich ein gutes Album von Musikern, denen es offensichtlich noch immer Spass macht, zu musizieren, so dass es eigentlich nicht danach klingt, dass man aufhören möchte.

Wolfgang Giese