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Reviews

Hok-Key

Kalasy Pad Sierpom


Info

Musikrichtung: Folk Metal

VÖ: 01.09.2017

(STF Records)

Gesamtspielzeit: 42:50

Internet:

http://www.hok-key.com

Das Coverartwork läßt anhand von Motiv und Bandlogo eigentlich finsteres Geknüppel erwarten, aber der in einer ganz normalen klar lesbaren serifenlosen Schrifttype gesetzte Albumtitel paßt irgendwie nicht so richtig zu dieser Vermutung – allerdings auch nicht zu dem, was in den 43 Minuten dann tatsächlich erklingt: Folk Metal gemäßigten Zuschnitts, bei dem allein die äußerst fetten Gitarren und die gelegentlich eingestreuten Shouts erahnen lassen, dass Hok-Key möglicherweise früher mal anders geklungen haben könnten. Das müssen Kenner der Bandgeschichte beurteilen – Kalasy Pad Sierpom ist das fünfte Album der weißrussischen Band, aber das erste, das dem Rezensenten zu Ohren kommt, und so kann er zu dem, was da seit 1994 in Minsk auf die Beine gestellt worden ist, nichts Näheres sagen, wobei Hok-Key, wenn die Angaben in der Encyclopedia Metallum stimmen, dreizehn Jahre bis zum Debütalbum gebraucht haben. Der direkte Vorgänger von Kalasy Pad Sierpom, Znak Biady, und das aktuelle Album hängen thematisch zusammen und heißen als Ganzes Spadzyna, aber wie das genau gestaltet ist, müssen Kenner der weißrussischen Sprache beurteilen, die die Lyrics heraushören und übersetzen können – zumindest der Digipack von Kalasy Pad Sierpom besitzt kein Booklet und wartet außer dem Fakt der Zusammengehörigkeit selbst mit keinerlei weiteren diesbezüglichen Informationen auf, sieht man davon ab, dass der die Story abschließende Song „Daliejsy Sliach“ die Klammerbemerkung „Ruch II“ trägt, also offensichtlich auf einen gleichnamigen Song vom Vorgängerwerk zurückgreift. Das bewahrheitet sich dann auch bei einem Blick auf dessen Tracklist – sein Opener heißt nämlich „Ruch“, und so bilden diese beiden Teile offenbar einen Rahmen um das Gesamtkonzept.
Bleibt also die Frage nach der Musik, die das Ehepaar Sapunou und seine festen und freien Mitstreiter auf ihren Fünftling gepackt haben. Der Folk-Aspekt wird nicht nur durch Iryna Sapunova und ihre Geige, sondern auch durch die Gäste beigesteuert, die u.a. Bratsche, Akkordeon, Didgeridoo oder zusätzliche Percussion spielen. Für den melodischen Aspekt der Instrumentierung zeichnet in der Regel die Geige verantwortlich – Chefdenker Yaraslau Sapunou, der Gitarre und Keyboards spielt, tritt in diesem Sektor eher selten in Erscheinung. Die Keyboards besitzen dabei hier und da durchaus einen gewissen futuristischen Anstrich, wie man ihn in diesem Genre sonst kaum hört, wobei dieses Element „Spacatku Bylo Slova“ einen durchaus reizvollen zusätzlichen Anstrich verleiht. Mit „Calaviek Padvojnaj Zorki“ haben Hok-Key allerdings gleich einen Hit am Start, dessen fröhlich-eingängiges Violinthema über alle Mitformulierungsschwierigkeiten, die sich vor dem geneigten mitteleuropäischen Hörer auftürmen, problemlos hinwegtröstet, und mit seinem flotten Tempo sticht der Song auch sonst aus dem insgesamt eher midtempolastigen Material heraus, das sich also weniger eignet, wild das Tanzbein zu schwingen, sondern Aufmerksamkeit fordert, da es durchaus vielschichtig arrangiert ist, ohne aber in Beliebigkeit abzurutschen.
Die Vielfalt setzt sich auch im Gesang fort, wobei sich die beiden Gastsängerinnen stimmlich kaum unterscheiden, es sei denn, die eine steuert die „normalen“ und die andere die in ätherischer Höhe gehauchten Vocals bei. Auch bei den männlichen Vocals haben wir zwei Personen am Start, neben dem etatmäßigen Sänger Dmitry Rudovich noch Konstantin Fomin als Gast, wobei allerdings auch hier unklar bleibt, ob der eine die Shouts und der andere die Cleanvocals übernimmt oder ob sie sich die Aufgaben anders aufgeteilt haben. Der Klargesang übt jedenfalls eine leichte Dominanz aus, aber die in verschiedenen Intensitätsstufen eingestreuten herben Vocals geben dem Ganzen das Salz in die Suppe, wobei das Erreichen neuer Extremitätsrekorde hier ganz klar nicht das Ziel war und eine etwas an einen weniger gepreßt klingenden Chris Boltendahl erinnernde Lage unter den harscheren die prägendste ist. Dazu kommen gelegentlich Erzählpassagen in tiefer Klarstimme, die einen erfreulich unpeinlichen Eindruck machen. Der instrumentale Unterbau verrät in den bereits erwähnten fetten Gitarren seine Basis im heftigeren Metal, und wenn Drummer Oleg Kantsov mal etwas beatverschiebend agiert, etwa in „Pramienniem Nadziei“, ist das Ganze gar nicht so weit von Frühneunziger-Pantera entfernt, wobei dieser Song sich aber im weiteren Verlauf in geradlinigen Folk Metal mit klassischem Viererbeat wandelt. „Kali Sumiac Dazdzy...“ wiederum gebärdet sich lange als Düsterballade, die erst gegen Ende hin härter wird, während „Daroha Biez Vviartannia“ eine reziproke Strategie fährt, also in der Strophe in entrückte Düsternis zurückschaltet und zudem sinistre Glöckchenklänge verstreut, während sich außen herum feister Power Metal mit etwas stärkerem Fokus auf Gitarrenmelodik entwickelt, der ein wenig an Falconer erinnert, während man in der Gesamtbetrachtung des Albums eher an die Exil-Armenier Ambehr zu denken geneigt ist. „Daliejsy Sliach“ ist mit reichlich sechs Minuten nicht nur der längste Song des Albums, sondern mit seiner hymnischen Anlage auch ein weiteres der Highlights, wobei hier Jauhen Volokitin mit seinem Akkordeon zur Ausrollung der Klangteppiche wichtige Aufgaben vollführt, ohne dass man auch nur einen Moment an irgendwelche Seemannsliedklischees denken muß (Weißrußland ist schließlich ein Binnenstaat). Der Song, gegliedert durch einige rhythmisch durchaus ungewöhnliche Passagen, hätte gern noch länger ausfallen dürfen – aber auch der noch folgende Bonus „Onto The Battlefield“ ist nicht von schlechten Eltern. Möglicherweise handelt es sich um eine anglophone Neueinspielung eines älteren Songs, was wieder mal nur Kenner des früheren Schaffens beurteilen können. „Onto The Battlefield“ gab es allerdings auf der 2015er EP Just Time auch schon mal, dort indes in einer um eine Minute längeren Fassung. Hier nun hören wir kernigen Gothic Metal mit Folk-Attitüde, der trotz nur knapp vierminütiger Spielzeit seine drei Grundthemen derart kongenial verwebt, dass man nicht von Verschwendung sprechen muß. „Beschleunigte My Dying Bride spielen Folk Metal“? Klingt verrückt, aber so ähnlich ist’s, wobei der Sänger auch hier nicht grunzt, wie auf dem ganzen Album nicht. Braucht er ja auch nicht. Starkes Album!



Roland Ludwig

Trackliste

1Spoviedz Z-pad Sybienicy4:54
2Calaviek Padvojnaj Zorki4:30
3Jablycny Smak3:12
4Spacatku Bylo Slova4:21
5Kali Sumiac Dazdzy...5:33
6Pramienniem Nadziei3:54
7Daroha Biez Vviartannia5:16
8Daliejsy Sliach (Ruch II)6:13
9Onto The Battlefield3:50

Besetzung

Dmitry Rudovich (Voc)
Yaraslau Sapunou (Git, Keys)
Iryna Sapunova (Violin)
Alexander Volchek (B)
Oleg Kantsov (Dr)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger