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Händel, G. F. (Bicket)

La Resurrezione

Info Musikrichtung: Barock VÖ: 08.04.2022 (Linn / Outhere / Note 1 / 2 CD / 2021 / Best. Nr. CKD 675) Gesamtspielzeit: 117:18 Internet: The English Concert

Immer einer wenig im Hintertreffen der Aufmerksamkeit gegenüber den späten Oratorien der Londoner Jahre steht das 1708 in Rom aufgeführte "La Resurrezione". Dabei ist auch dies, wiewohl ein echtes Frühwerk, Händel at his best. Das Libretto mit seiner doppelten Handlungsebene - Kampf zwischen Engel und Teufel in den Abgründen der Unterwelt hier, erst trauernde, dann staunende Jüngerinnen und Jünger am Grab dort - bot dem Komponisten zusammen mit einem luxuriös ausgestatteten Orchester, auf das er in Rom zurückgreifen konnte, reichlich Gelegenheit, all sein Können zu entfalten. Kein Wunder, dass er das Werk noch Jahrzehnte später als Steinbruch für verschiedene Opern und Oratorien nutzte.

The English Concert unter der Leitung von Harry Bicket verhilft dem Stück auf dieser Doppel-CD zu seinem Recht und seiner vollen Schönheit. So subtil wie effektvoll wird hier mit Licht und Schatten gespielt, in feinsten Abstufungen musiziert und jeder Arie genuss- und liebevoll ein individueller Zug zugestanden. Man staunt, wie originell und konsequent im Ausschöpfen aller Mittel und Möglichkeiten Händel einem hier gegenübertritt. Dabei ist das Ganze weniger festliches Oratorium als Psychogramm, gerade in der Zeichnung der beiden Frauenfiguren (Maria Magdalena & Maria Cleophas), aber auch beim durchgeistigt-visionären Johannes.

Lucy Crowe verleiht dem Engel etwas Überirdisch-Unwahrscheinliches mit ihrer Leichtigkeit und Koloraturfreude. Ashley Riches mimt den Gegenspieler Lucifer mit nachdrücklich höllenschwarzem Bass. Die Maria Magdalena von Sophie Bevan besticht durch Innigkeit und Intonationssicherheit. Hugo Hymas gibt sensibel einen tonschönen, zurückgenommenen Johannes. Als Maria Cleophas ist Countertenor Iestyn Davies zu hören: Samtweich und schmeichelnd in den ruhigeren Arien, zudem ohne unangenehmen Druck, andererseits aber auch mit deutlich begrenztem Volumen wenn es in die Bravourarien geht ("Naufragando va per lónde").

Nach der international vielbeachteten Rodelinda-Einspielung im vergangenen Jahr nun also eine weitere Veröffentlichung, die zeigt, auf welch hohem Niveau das Ensemble angekommen ist - die britische Händel-Fraktion ist damit endlich wieder zurück auf einem angemessenen Spitzenplatz.

Sven Kerkhoff