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Reviews

Romain Pilon

Falling Grace


Info

Musikrichtung: Modern Jazz

VÖ: 04.03.2022

(jazz&people)

Gesamtspielzeit: 53:58

Internet:

https://www.romainpilonguitarist.com/
https://www.freshsoundrecords.com/13958-jazz-people-records
http://www.nuzzcom.com/

Der französische Gitarrist Romain Pilon studierte einst am Berklee College in Boston und kehrte nachfolgend nach Frankreich zurück, wo er als einer der bemerkenswerten Gitarristen gehandelt wird. Mit Falling Grace hat er nun sein siebtes Album vorgelegt.

Begleitet wird er vom Bassisten Yoni Zelnik, einem vielgefragten Bassisten der Jazzszene und dem Schlagzeuger Jeff Ballard, der lange im Trio mit dem Pianisten Brad Mehldau arbeitete. Und hier passt es vorzüglich, dass dieser zwei von Pilon bewunderte Gitarristen begleitete, Kurt Rosenwinkel und Pat Metheny, der Pilon in den USA unterrichtete.

Falling Grace widmet sich in zehn Songs Songs des Great American Songbooks als auch Kompositionen zeitgenössischer Jazzer, siehe Tracklist. Nur "Interlude" stammt von Pilon selbst. Das Repertoire reicht insofern von seltenen Stücken des Great American Songbooks bis zu Songs von Herbie Hancock, Steve Swallow, Thelonious Monk oder Miles Davis.

Standards und/oder bekannte Songs zu interpretieren, stellt in der Regel eine besondere Herausforderung dar. Entweder klebt man zu sehr am Original, so dass die Neuinterpretationen keinen wesentlichen Mehrwert darstellt, oder man entfernt sich zu sehr vom Original, dass es nicht mehr zu erkennen ist. Diese Mitte zu finden, ist der Band gelungen, und diese Gratwanderung wurde gut gemeistert, dass heisst, man hat es vollbracht, den Songs ihren Ursprung zu belassen und dabei die eigene Sprache mit einzubringen.

Dabei klingen viele Songs absolut frisch und unverbraucht, mit viel sensiblem Gespür für die Songs wurde ein Sound geschaffen, der mitunter an viele Veröffentlichungen des Labels ECM denken lässt, am meisten dann, wenn sich solch lyrische Momente einstellen wie beispielsweise auf "Lament".

In Verbindung mit ECM fällt mir natürlich sofort der erste Song auf hinsichtlich dessen, dass mich die Spielweise des Protagonisten sehr stark auch an John Abercrombie in seinen frühen ECM-Tagen erinnert, genau dieses flüssige und leicht gedämpfte und warme Spiel. Die oben erwähnte Synthese zwischen Original und Eigeninterpretation ist zum Beispiel bei "Side Car" von Miles Davis sehr gut gelungen. Diese damalige Aufbruchstimmung von Miles, auf dem Weg zu "Bitches Brew", ist ganz hervorragend wiedergegeben. Wesentlichen Anteil haben hier die beiden Begleiter, vor Allem Drummer Ballard versteht es, diesen Übergang von swingendem Spiel zur Fusion-Ausrichtung glänzend darzustellen. Er ist übrigen ein äußerst eleganter Schlagwerker, und Zelnik hält mit seinem elastischen Spiel die Elemente Rhythmik und die Melodik der Gitarre perfekt zusammen.

Pilon verfügt über verschiedene Ausdrucksformen in seinem klaren Spiel. So sind es nicht nur Abercrombie oder Metheny, sondern auch Jim Hall oder John Scofield, die sich mitunter widerspiegeln. Und dazu kommt die eigenständige Art des unaufgeregten und entspannten Spiels, seine Lebendigkeit und Flüssigkeit, die ihn zu Recht als großartigen Musiker auszeichnen. Dieser Trio-Musik hört man gern zu, sie ist entspannend und mitreissend, unterhaltend und sehr niveauvoll.

Dabei werden verschiedene Ausprägungen in Stil und Tempo vorgelegt, eine willkommene Unterbrechung der meist eher ruhigen Stimmung ist das elegant und vorwärtstreibend swingende "By Myself", bevor ich mit dem verträumt schwebenden "Nicolette" zufrieden verabschiedet werde.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Falling Grace (Steve Swallow)
2 Textures (Herbie Hancock)
3 Side Car (Miles Davis)
4 Lament (J.J. Johnson)
5 Bye Ya (Thelonious Monk)
6 Interlude (Romain Pilon)
7 Sweet and Lovely (Arnheim/Daniels/Tobias)
8 Golden Earrings (Victor Young/Ray Evans & Jay Livingstone)
9 By Myself (Arthur Schwarz & Howard Dietz)
10 Horace-Scope (Horace Silver)
11 Nicolette (Kenny Wheeler)

Besetzung

Romain Pilon (guitar)
Yoni Zelnik (double bass)
Jeff Ballard (drums)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger