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Rossini, G. (Sempey)

Figaro? Sì! - Opernarien und -duette

Info Musikrichtung: Oper VÖ: 22.04.2022 (ALPHA / Outhere Music / Note 1 / CD / 2021 / Best. Nr. ALPHA 791) Gesamtspielzeit: 67:14 Internet: Florian Sempey (Instagram)

Da hat er einen doch tatsächlich schon mit der ersten, mit der abgedroschensten aller Nummer: Bariton Florian Sempey zieht bei der unverwüstlichen Barbier-Arie "Largo al factotum" alle Register der Buffo-Kunst. Ohne ins Grelle abzudriften, verleiht er dem Stück Farbenreichtum vom düster, latent aggressiven bis zum scherzhaften Ton, vom Augenzwinkern bis zum Diabolischen.

Und so geht es dann auch weiter im Repertoire. Sempey zeigt sich dabei so wandlungsfähig wie stimmlich durchschlagskräftig. Ein Bequemprogramm hat er sich bei seiner ersten Solo-CD keineswegs verordnet: Rossini ist, wie alles Komische, eigentlich immer schon höchst anspruchsvoll, aber das "Amore dolcemente" aus der "Seidenen Leiter" oder die weitgehend unbekannte Arie "Che sorte che accidente" sind echte Kehlen- und teils auch Zungenbrecher. Sie nicht nur unfallfrei, sondern auch derart energiegeladen und ausfdifferenziert darzubieten, wie Sempey es tut, ist schon eine Klasse für sich.

In den Duetten stehen ihm mit Karine Deshayes und Nahuel di Piero Kolleg:innen zur Seite, die ebenfalls in bester Spiellaune sind. Dirigent Marc Minkowski gibt dem Affen Zucker, so dass es auch das Orchestre de l’Opéra National Bordeaux Aquitaine ungehemmt krachen lassen und zudem bei zwei Ouvertüren-Hits auftrumpfen darf.

Die Rossini-Pflege ist in den letzten Jahrzehnten (ähnlich wie bei Verdi) etwas ins Hintertreffen geraten und zwar auch deshalb, weil es an den großen Stimmen fehlt. Was für ein unverschämtes Opern-Vergnügen es aber sein kann, wenn dann doch ein solch stimmlich-darstellerisches Ausnahmetalent wie Sempey die Bühne entert, zeigt diese CD auf die allerbeste Weise.

Sven Kerkhoff