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Philidor, A. D. – Desmazures, Ch. – Lully, J. B. (Papasergio, J.)

Fastes de la Grande Écurie

Info Musikrichtung: Renaissance Barock Blasinstrumente VÖ: 08.04.2022 (Ricercar / Note 1 / CD / DDD / 2021 / Best. Nr. RIC 439) Gesamtspielzeit: 69:20?

Eine Kollektion für Fans historisierender Musiktableaus und sicherlich auch etwas für den erworbenen Geschmack: Denn der Glanz und die Herrlichkeit der Musik des großen Marstall der Könige von Frankreich, der "Grand Écurie", möchte sich in dieser Aufnahme für heutige Ohren nur gelegentlich einstellen. Allzu fremd, auch befremdlich tönt Vieles, was hier quellenkundlich fundiert zusammengestellt und beherzt eingespielt wurde.

Zu hören gibt es Musik für die verschiedenen sehr charakteristischen Besetzungen von Blech-, Holz- und Rohrblattinstrumenten aus der späten Renaissance und der Barockära. Diese Musik, die häufig militärische Zeremonien unter freiem Himmel begleitet, aber auch höfische Tanzfeste, Hochzeiten oder andere repräsentative Anlässe mit imperialen Klangkulissen ausstattete, musste laut und gut vernehmlich sein, um ihren Zweck zu erfüllen. Oder auch aggressiv und kriegerisch, wenn es darum ging, die Größe und den Machtanspruch der Monarchie zu unterstreichen oder zum Kampf aufzustacheln.
Und so kommen mitunter rund ein Dutzend Oboen und Fagotte zum Einsatz, manchmal unterstützt von Tambour- und Paukenschlägen. Oder ergänzt durch schrille Flötchen, die mit ihren scharfen, schrillen Timbres besonders geeignet sind, einer marschierenden Truppe aufzuspielen. Insbesondere die Renaissance-Oboen verhehlen mit ihrem durchdringenden Ton nicht ihre Herkunft von den Schalmeien, wirken noch um einiges archaischer als ihre kultivierteren barocken Nachfahrinnen. Sie haben, wenn so kräftig geblasen wird wir hier, freilich oft etwas unfreiwillig Komisches, vor allem in den größeren Formationen. Auch, wenn sanftere Blockflötenconsorts für Ruhepunkte sorgen: Man mag sich diesem speziellen Repertoire nur sehr gut dosiert widmen.

Das interessante an dieser Aufnahme ist sicherlich, dass die Entwicklungen im Instrumentenbau wie auch die Verfeinerung des Klangs – soweit dies in diesem Rahmen möglich ist – nachvollziehbar werden. Von den frühesten versammelten Zeugnissen aus der Ära Heinrich III. bis hin zu Ludwig XIV. wird die Musik für diese Besetzungen zudem virtuoser und brillanter.
Allerdings leiden auf dieser Aufnahme insbesondere die Stücke mit Trompeten an den intonationstechnischen Grenzen der Naturtoninstrumente. Da man neuerdings mehr und mehr auf unhistorische Hilfsbohrungen verzichtet, liegt so mancher Ton wieder leicht daneben. Das mindert wie auch sonst auf dieser Aufnahme bei allem Schmiss die Wirkung. Mitunter fühlt man sich an die robusten Anfänge historisch-informierter Musizierpraxis in den 1960er und 70er Jahren erinnert. Da haben sich die Parameter dann doch verschoben.

Georg Henkel