Reviews
Back In Blue
Info
Musikrichtung:
Rock / Blues - Fusion
VÖ: 01.04.2022 (Yellow Muffin Records) Gesamtspielzeit: 40:33 Internet: https://www.arminsabol.com/ https://www.brooke-lynn-promotion.de/ |
Der deutsch-kroatische Musiker Armin Sabol wurde 1960 in Stuttgart geboren und gründete bereits 1977 eine Band, die Hard Rock-Band Shiva, die gut drei Jahre existierte. 1981 orientierte sich der Gitarrist und Produzent bereits anders, als er begann, mit Peter Schilling zusammenzuarbeiten, so war er auch für "Major Tom" mitverantwortlich.
Weiterhin konnte man den Protagonisten wahrnehmen als Produzent weiterer Acts und als vielbeschäftigten Studiomusiker. Die neunziger Jahre eröffneten ein weiteres musikalisches Gebiet, die Zusammenarbeit mit den Fantastischen Vier (Fanta 4). Auch Instrumentalmusik für Fernsehen und Film gehörten zum Arbeitspensum des Musikers.
Erst 2002 war es dann soweit, dass Sabol sein erstes Solo-Album vorstellte, weitere folgten. Und nun ist es soweit für Back In Blue. Der Titel signalisiert die Rückkehr zu einer alten Liebe - dem Blues. Doch, reiner Blues sicher nicht, denn seine Erfahrungen als Rockmusiker ließen es letztlich Blues Rock werden. Dabei verwendete er auch Originale des Blues, um sie auf seine Art in ein neues Gewand zu kleiden. "Going Down" von Donald W. Nix, "Boom Boom" von John Lee Hooker, "Key To The Highway", hier als Version von B.B.King angegeben (ich kenne unterschiedliche und ältere Angaben), und Cover moderner bleichgesichtiger Blueser wie "Sharp Dressed Man" von Z.Z.Top und "The House Is Rocking" von Stevie Ray Vaughan. Den Rest hat Armin Sabol selber komponiert.
"Got Her In A Bag" - wir starten durch. Kraftvoll rockt die Blues-Stimmung mit einem kleinen Hauch Z.Z.Top los, aber ein wenig schwerfälliger als jene Band. Gesanglich ist Sabol leider ein wenig zu sehr in den Hintergrund gemixt, er wird ein wenig von den satten Gitarren erdrückt. Ein wenig schleppender kommt "Bad Harvest", knallende Drums bringen eigentlich sogar mehr Rock als den vielleicht angedachten Blues Rock in den Song, und Sabol erweist sich hier auch eher als Hard Rock-Shouter denn als Blueser.
Der erste Coversong, "Going Down", läßt das Original sofort erkennen, und somit geht es mit diesem Stück auch erstmalig näher an den Blues im Blues Rock-Gerüst. Auch hier wieder bemerke ich, dass der Protagonist eigentlich kein Blueser ist hinsichtlich seines Gesanges, sondern eben den Rocksänger präsentiert, und das recht gut. Als Gitarrist ist er recht flüssig und flott mit seinem kraftvollen Spiel, technisch sicher untadelig.
Da sich im Laufe der nächsten Songs nicht viel an der Stimmung ändert, muss ich weiterzappen, um mit dem Titel "One Trick Pony" festzustellen, dass diese Eigenkomposition nun ein wenig mehr Blues atmet, und typisch bleichgesichtiger Blues geboten wird, wie man ihn schon seit den Siebzigern zu Gehör bekommt, zu jener Zeit, als der British Blues Boom abgeebbt war und sich jener Stil nach und nach veränderte.
"Boom Boom", klar, dieser klassische Riff, ich halte den Song nicht für sehr gelungen, hier wird einfach dieser Riff benutzt, ohne auch nur ansatzweise die oft amateurhaft, aber intensive emotionsgeladene Atmosphäre eines John Lee Hooker zu erreichen. So wirkt das einfach nur "runter gerappelt", ohne wirkliches Feeling, das nützt dann auch das gesungene "How How How" nichts.... Doch nun mein persönlicher Höhepunkt des Albums. Die Gitarre ist nicht mehr verzerrt, sondern klingt das rein und fein, wenn sich das nun im langsamen Modus vorgetragene "Key To The Highway" zu Wort meldet. Auch das angenehm schleichende Schlagzeug mit Besen bringt nun endlich den bisher fehlenden Swing in die Musik. Gesanglich kann der Mann mich nun auch überzeugen, das Gitarrensolo ist sehr gefühlvoll und mit bluesigem Ausdruck, nicht ohne auch das Feeling eines Big Bill Broonzy auszulassen.
"Sharp Dressed Man" ist so geraten, wie man es erwartet, hier könnte die Band als Coverband von Z.Z.Top durchgehen. Und den speziellen Sound vom großartigen Stevie Ray Vaughn hat man auch vollends getroffen, "The House Is Rocking" ist für mich der zweite Höhepunkt dieser Platte, das rockt mit einem elastischen Swing-Feeling, gitarristisch bringt Sabol noch den Rock'n'Roll mit ein, gut gemacht! Ja, und mit "Ready To Roll" erscheint mein dritter "Positivposten" der Platte. Aufgebaut auf das klassische Elmore James-Riff und mit einem deftigen Shuffle-Rhythmus versehen, kommt so richtig gute Laune in die Bude! Am liebsten wäre mir, die ganze Platte sei in genau diesem Modus eingespielt worden, hier kann ich mit Fug und Recht unterstreichen: Back In Blue!
Und dann geht es zum Schluss noch in eine ganz andere Richtung. Dann erinnert mich an die Siebziger, speziell an Arlo Guthrie mit seiner individuellen Version des Songs "City Of New Orleans, und ähnlich gelagerter Songs jener Zeit. Das passt stilistisch natürlich nicht in den Rest der Platte, zeigt aber letztlich die Wandlungsfähigkeit des Musikers. Mithin - für mich persönlich Licht und Schatten. Beinharte Blues-Rocker könnten zufrieden sein mit der Musik, Hard Rocker mit einer Spur Blues-Affinität vielleicht auch.
Trackliste
2 Bad Harvest
3 Going Down
4 All Out In The Numbers
5 Hold On
6 One Trick Pony
7 Boom Boom
8 Key To The Highway
9 Sharp Dressed Man
10 The House Is Rocking
11 Ready To Roll
12 The Old School Of Life
Besetzung
Micha Kasper (drums)
Uwe Jesdinsky (bass)
Horst Künzl (drums)
Wolfgang Terne (backing vocals)
Frank Dapper (drums)
Ulrich "Ulli" Schmauder (bass)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |