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La Senna Festeggiante
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 08.04.2022 (CVS / Outhere / Note 1 / CD / 2021 / Best. Nr. CVS 064) Gesamtspielzeit: 80:49 |
ÜBERSCHÄUMEND
Vor meinem Fenster blüht gerade die Magnolie - verschwenderisch, überschäumend, gleißend hell im Sonnenlicht und irgendwie immer auch eine Verheißung besserer Zeiten, so dass man kaum genug davon bekommen kann. Diese Einspielung von Vivaldis "La Senna Festeggiante", einer Freiluftmusik in kleiner Besetzung für sommerliche Lustbarkeiten, kommt ähnlich daher - es ist ein Fest für die Sinne. Offenbar in zeitlichem Zusammenhang mit der Thronbesteigung Ludwigs XV. entstanden, künden in dieser Serenata als allegorische Figuren Das Goldene Zeitalter und Die Tugend von ihrem ewigen Bund mit Der Seine, dem französischsten aller Flüsse. Da ist naturgemäß wenig Raum für das komplette Ausdrucksspektrum, so dass die Musik nie in die dramatischen Untiefen der Wut, Melcnholie oder Eifersucht hinabsteigt. Gleichwohl hat Vivaldi hier für nur drei Singstimmen eine erstaunlich vielschichtige, zu jeder Zeit zugleich höchst unterhaltsame und effektvolle Musik erdacht, in der die Vokallinien oftmals in fast schwinderlerregender Weise instrumentengleich virtuos geführt werden. Besonderen Würze geben die französischen, punktierten Rhythmen, mit denen Vivaldi sich dem Publikumsgeschmack anpasst.
Diego Fasolis lässt die Musik in all ihrer Leichtigkeit und Lebendigkeit federnd erblühen. Unter seiner Leitung legt sich das Orchestre de l´Opéra Royal mit teils schwindelig machendem Schwung in die Kurven, zieht aber auch die sanglichen Passagen genussvoll aus. Wenngleich es immer ein wenig unfair ist, dabei einzelne hervorzuheben, so muss an dieser Stelle doch das herrlich musikantische und vergnügte Spiel der beiden Lautenisten im Continuo (Etienne Galletier und André Henrich) ebenso gewürdigt sein, wie die quecksilbirgen Flöteneinwürfe von Tabea Seifert und Sebastian Schmidt.
So richtig zum Fest wird das Ganze durch die glänzend ausgewählten Vokalsolistinnen und -solisten: Gwendoline Blondeel gibt Das Goldene Zeitalter verführerisch mit jugendlich-knabenhaftem, glockenhellem Sopran. In reizvollem Kontrast dazu die durchschlagskräftige, mitunter durchaus counterartig herb eingefärbte Mezzostimme von Lucile Richardot, die keine Gelegenheit zur pfiffigen Gestaltung gerade in den Wiederholungsteilen der Arien auslässt. In der dramatischen Wucht steht ihr Luigi De Donata nichts nach: Ihm hört man an, dass sein Repertoire bis zu Rollen in Falstaff und Il Trovatore reicht, aber eben vor allem auch das gesamte barocke Spektrum umfasst. Dies ist in der Senna beinahe unverzichtbar, denn Vivaldi verlangt dem Bass in seiner Serenata viel und teils fast Unmögliches ab. Mit seiner profunden, samtig-dunkelschwarzen Stimme durchschreitet De Donata die Partie gleichwohl traumwandlerisch sicher.
Schöner kann man dieses prunkvolle barocke Schmuckstück nicht zu hören bekommen.
Sven Kerkhoff
Besetzung
Lucile Richardot: Mezzosopran
Luigi De Donata: Bass
Orchestre de l´Opéra Royal
Diego Fasolis: Ltg.
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |