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Oysterband

Read the Sky

Info Musikrichtung: Rock / Folk-Rock VÖ: 04.03.2022 (Westpark / Indigo) Gesamtspielzeit: 38:43 Internet: http://www.oysterband.co.uk

Stände Read the Sky als Vinyl-Exemplar in meiner Sammlung, würde sie wohl bald zu der nicht seltenen Kategorie gehören, bei der die a-Seite deutliche Abnutzungserscheinungen zeigt, während die b-Seite noch immer fast wie neu wirkt. Denn nach fünf starken Songs schwächelt die Oysterband deutlich, bevor sie sich mit einem starken, an rockige REM erinnernden Schlusstrack verabschiedet.

Die Oysterband wird gerne als Folk-Band mit politischem Anspruch beschrieben. In beiden Fällen würde ich sagen „Ja, wenn man danach sucht“.

Stilistisch bewegt sich das Ganze zwischen Warren Zevon und Midnight Oil – ist also rockiger Liedermacher, bzw. moderater Rock und gibt sich gelegentlich auch folkig beschwingt („The Corner oft he Room“). Aber auch der Shanty hinterlässt seine maritimen Spuren („Roll away“, „Star of the Sea“). Es kann („Wonders are passing”) auch mal richtig düster werden.

Und damit sind wir bei der politischen Dimension des Albums, die sich eher im Tonfall einer resignierten Prophetie als in plakativen Parolen äußert. Die Welt verändert sich – und zwar nicht zum Guten. Wir rennen in eine falsche Richtung, oder schlurfen wir eher in den Untergang? Wie dem auch sei, „We know what the time is – the time is now” lauten die letzten Worte des Albums. Und die Hoffnung auf ein Wunder ist bei der Oysterband wohl eher gering. Das letzte Wort von „Wonders are passing” lautet „Goodnight“.

Aber als Soundtrack für die letzten Stunden vor dem Untergang taugt Read the Sky eher nicht. Zu warm und harmonisch ist der Klang des Albums.

Norbert von Fransecky