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Reviews

Anna Prohaska

Celebration of life in death


Info

Musikrichtung: Klassik / Crossover

VÖ: 04.03.2022

(Alpha / Outhere / Note 1 / CD / 2020 / Best. Nr. ALPHA 745)

Gesamtspielzeit: 71:29

Internet:

Anna Prohaska

ZUSAMMENGEZWUNGEN

Das Cover bewegt sich irgendwo zwischen Rammstein, der Addams Family und The Walking Dead - der Inhalt dieses Konzeptalbums, das als CD zur Pandemie vermarktet wird, hat allerdings eher frankensteinhafte Züge: Die Sopranistin Anna Prohaska, schon seit jeher eine Wandlerin zwischen den Welten und nicht scheu vor Experimenten, durchschreitet dabei alle Epochen der Musikgeschichte, von Guillaume de Machaut über Cavalli, Buxtehude und Purcell bis zu John Lennon und Paul McCartney. Die Themen Leben und Tod, Vergänglichkeit, Diesseits und Jenseits bilden dabei allenfalls einen sehr losen Faden, denn dazwischen gerät dann eben auch mal eine Liebesarie oder ein Volkslied, das zwar die Melodie des "Dies irae" verballhornt, ansonsten damit aber nichts zu tun hat.

Um gleichwohl eine Verbindungslinie zu insinuieren, gibt es einen gewissen perkussiv aufgeladenen Gleichlauf in der Instrumentalbegleitung, vor allem aber einen fast immer druckvollen, quasi mit kajalbetontem Augenrollen versehenen Gesangsvortrag, der das Ganze dramatisch aufladen soll, bei Leonard Cohens "Hallelujah" (extrem fieses Arrangement!) indes ebenso unpassend wirkt wie bei Bruhns "Hemmt eure Tränenflut". Das ist schade, weil Anna Prohaska an sich eine großartige Sängerin mit extrem breitem Ausdrucksspektrum und psychologischem Gespür ist.

Nicht nur die Zusammenstellung als solche, sondern auch die Abfolge der Stücke innerhalb des Albums wirkt zudem eher aleatorisch als bloß eklektisch. Damit verbunden ist eine ärgerlich eitle Verzweckung der Musik - wenn nämlich auf die Liebesarie eine Ostermusik und darauf ein Bußgesang folgt, so zeugt das nicht von Furchtlosigkeit, sondern eher von Gleichgültigkeit gegenüber dem Material. Ja: Der Tod macht alle, aber eben nicht alles gleich.



Sven Kerkhoff

Trackliste

Lorenzo da Firenze: Non so qual'i mi voglia
+Salomone Rossi: Sonata in dialogo
+Franceso Cavalli: Recitativ "Vanne o scoglio animato"; Arie "Servi e soffri"
+Nicolaus Bruhns: Hemmt eure Tränenflut
+Christoph Graupner: Die Krankheit so mich drückt
+Franz Tunder: Ach Herr, laß deine lieben Engelein; Wend ab deinen Zorn, lieber Herr, mit Gnaden
+Oswald von Wolkenstein: Wer ist, die da durchleuchtet
+Guillaume de Machaut: Douce Dame Jolie
+Henry Purcell: Since the Pox of the Plague
+Dieterich Buxtehude: Klaglied "Herr, wenn ich nur dich hab"
+John Lennon / Paul McCartney: Eleanor Rigby
+Leonard Cohen: Hallelujah
+Traditionals: Dies Irae; J'ai vu le loup; Es ist ein Schnitter, heißt der Tod; Morena, me Ilaman; O du lieber Augustin

Besetzung

Anna Prohaska: Sopran

La folia Barockorchester
Robin Peter Müller: Ltg.
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So bewerten wir:

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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger