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Manfred Hausin Hommage

Dass wir so lang leben dürfen

Info Musikrichtung: Liedermacher / Gedichte / Folk VÖ: 28.01.2022 (Westpark) Gesamtspielzeit: 97:27 Internet: http://www.manfredhausin.de

Den „Erzpoeten & Eulenspiegel“, wie er sich selbst nennt, Manfred Hausin kannte ich, bevor mir dieses schicke Boxset ins Haus flatterte, überhaupt nicht. Mit Dass wir so lang leben dürfen wird ihm kurz nach seinem 70sten Geburtstag von Freunden und Weggefährten ein akustisches Denkmal gesetzt. Die meisten dieser Tributanten kannte ich ebenfalls nicht. Dass auf der Frontseite des Sets Hannes Wader, Lydie Auvray, Lilienthal und Liederjan zuvörderst genannt werden, entspricht meiner Wahrnehmung. Außer Joana sind sie die einzigen Acts, die ich zumindest vom Namen her kenne.

Manfred Hausins eigentliche Baustellen sind das Schreiben und das Vortragen. Seine zahllosen Texte sind in einem Zeitraum von über 50 Jahren in Zeitungen, Zeitschriften, Anthologien und eigenen Publikationen erschienen. Gelegentlich wurde der eine oder andere seiner Texte von anderen vertont. Dass wir so lang leben dürfen sammelt solche Aufnahmen. Und es wurden einige Texte extra für diese Doppel-CD neu vertont. Offenkundig sind aber nicht alle Texte von Hausin selbst. So erzählt Siegfried W. Kernen in seinem „Zug durch die Gemeinde“ aus seinem Leben und über sein Verhältnis zu Hausin, wobei er einige Texte von ihm zitiert.

Und hier sind wir bei einer Schwachstelle dieser Veröffentlichung. Trotz eines fetten 40-seitigen Booklets wird mit konkreten Informationen gegeizt. Wer die einzelnen Stücke geschrieben hat, wann sie entstanden oder aufgenommen wurden, kann man lediglich erraten. Wenn der bereits erwähnte Siegfried W. Kernen zu Beginn seines Vortrags sagt, er dürfe Hausin an diesem Abend noch nicht zum 60sten gratulieren, kann man ohne große Mathematik-Kenntnisse errechnen, dass der Auftritt 2011 stattgefunden haben muss. Denn eine der wenigen konkreten Informationen in den Begleittexten ist das Geburtsjahr Manfred Hausins 1951.

Die Begleittexte, eine Autobiographie Hausins, sowie die Vorstellung der einzelnen Interpreten auf je einer Booklet-Seite entsprechen den Texten Hausins. Sie sind anspielungsreich und oft eher poetisch als konkret. Man fühlt sich ein wenig als Außenstehender, der einem Gespräch unter langjährigen Freunden lauscht, die sich kennen und nicht groß erklären müssen, worum es gerade geht. Dabei entsteht eine Atmosphäre und Ästhetik, die ganz tief den Geist der späten 70er und frühen 80er atmet, sich im Dunstkreis von Anti-Atom-, Friedens- und Lebensstilbewegung bewegt ohne ständig explizit politisch werden zu müssen.

Stilistisch wird der Bogen vom Liedermacher über Folk bis hin zum Bluegrass gezogen. Eine Zeitreise, die vor allem denjenigen gefallen wird, die damals schon dabei waren.

Der deutschsprachige belgische Sender BRF1 hat Manfred Hausin am 31. Januar 2022 gratuliert und dabei mehrere Stücke von Dass wir so lang leben dürfen gespielt

Norbert von Fransecky