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The Essential Scarlatti (37 Klaviersonaten)
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 08.11.2021 (cpo / jpc/ CD / 2020 / Best. Nr. 555 473-2) Gesamtspielzeit: 155:40 |
ESSENZ
555 Cembalosonaten hat Domenico Scarlatti (1685-1757) hinterlassen. Ein imposantes, höchst vielgestaltiges Oeuvre. Dass die Stücke auch auf dem modernen Flügel zum Klingeln gebracht werden können, vielleicht sogar besser und facettenreicher als auf dem Cembalo, ist hinlänglich bewiesen. Doch wofür will man sich entscheiden in diesem Meer der Möglichkeiten? Der G. Henle Verlag hat jüngst eine quellenkritische Best-of-Scaralatti-Urtextausgabe publiziert. Hieran orientiert sich der Pianist Michael Korstick auf seiner neuen Doppel-CD und ergänzt dabei noch einige All-Time-Favorites. Ob das nun wirklich "The Essential Scarlatti" ist? Kaum sinnvoll zu entscheiden. Jedenfalls aber bietet die Edition einen hervorragenden Überblick über die Bandbreite innerhalb dieses Sonaten-Kosmos. Und sie erweist Scarlatti einmal mehr als originellen, eigenwilligen Kopf - ihm ging es nicht um die perfekt durchkomponierte Struktur, sondern um eine pulsierende, irisierende Musik, Traumwelten nicht unähnlich, in denen die Stimmung jählings kippen kann und sich die Motive Gestaltwandlern gleich verändern, dabei umrankt und umwuchert von virtuosen Verzierungen. Durchzogen ist das Ganze nicht selten von einer eigentümlichen, südländischen Melancholie - die portugiesische Saudade lässt grüßen und tatsächlich wirkte der Komponist ja einige Zeit in Lissabon, bevor er nach Sevilla bzw. Madrid wechselte.
Michael Korstick, vor allem als Beethoven- und Debussy-Interpret bekannt, weiß diese Traumwelten überaus kundig zu durchschreiten. Er nähert sich den Sonaten mit großen Raffinement, schärft die Gegensätze innerhalb der einzelnen Stücke, aber auch bei diesen untereinander deutlich aus und bindet den Zierrat als bewusstes Ausdrucksmittel mit ein. Im Anschlag nimmt er eine Mittelposition zwischen Pletnevs eher hartem Zugriff und Zacharias´ romantisch gefärbter Tongebung ein. Das Ergebnis ist eine bis ins kleinste Detail durchdachte, aber nie analytisch kühle, jederzeit vollkommen schlüssige Interpretation. Gabriele d´Annunzio schrieb einst über Scarlattis Sonaten: "Die Perlen werden mehr und mehr, wie feine Hagelkörner kullern sie nach allen Seiten, glitzern, schwingen, hüpfen, vermischen sich zu einem Rieseln. Man könnte von kostbaren Wasserbläschen sprechen, oder von Tropfen rieselnder Schönheit" - es ist, als habe der Dichter damit zugleich Korsticks Spiel auf das Treffendst beschrieben. Dieses mag man daher mit Fug und Recht kongenial heißen.
Sven Kerkhoff
Trackliste
+Alternativ-Version der Sonate K. 8
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |