Reviews
Holy Land (Collectors Edition)
Info
Musikrichtung:
Melodic Metal / AOR
VÖ: 23.03.1996 (Rising Sun / Semaphore) Gesamtspielzeit: 80:45 |
Das Intro „Crossing“ mit dem Chor von Palestrina bereitet nicht wirklich auf das Album vor, ist aber dennoch nicht unpassend, denn neben den Dominanten Prog, Rock und Metal sind auch Folk- und Klassik-Einflüsse immer wieder deutlich im Mix der Brasilianer zu erkennen.
Dafür zeigt der eigentliche Opener „Nothing to say“ sämtliche Stärken der Band. Ein schneller Rocker, hart und kraftvoll, aber nicht aggressiv, mit ungeheurem Melodiegefühl entwickelt sich scheuklappenfrei für weitere Einflüsse zwischen AOR und Prog. Angra haben spätestens mit diesem Sound eine unverwechselbare Identität gefunden. Auf Holy Land gelingt es ihnen noch drei Mal auf diesem Niveau zu agieren – allerdings im regelmäßigen Wechsel mit Nummern, denen man den Charakter von Fillern nicht ganz absprechen kann.
So muss man das eher unauffällige „Silence and Distance“ an sich vorüberziehen lassen, bevor mit „Carolina IV“ das unbestrittene Highlight des Albums startet. Dem Longtrack gelingt es mit seinem Refrain geradezu Single-tauglich zu sein. Nach einem packenden rhythmischen Einstieg verbreitet der hymnische Gesang geradezu barocken Glanz vereint mit südamerikanischer Lebensfreude. Gekonnte Breaks und reichlich Abwechslung, z.B. durch die Streicherpassage in der Mitte lassen den 10-Minüter an keiner Stelle langweilig werden.
Der Titelsong kommt etwas ruhiger daher und bringt vor allem durch die eingesetzten Flöten den deutlichsten Folk-Akzent mit. Es folgt mit „The Shaman“ ein weiteres Highlight. Viel instrumentales Austoben, Chöre und Fanfaren verleihen dem Stück seinen Glanz, auch wenn er im Rahmen der vier Album-Highlights eindeutig den vierten Rang belegt. Vor ihm liegt neben den beiden bereits erwähnten Krachern „Z.I.T.O.“, das sich mit dem Opener um Platz zwei streitet.
Gerahmt wird es von zwei im Album-Kontext eher blassen Nummern, dem ruhigen „Make believe“ und dem melodischen „Deep Blue“. Nach dem Gesetz der Serie müsste jetzt wieder ein Klopper kommen. Stattdessen kommt das Low Light des Album, das eher jaulige „Lullaby for Lucifer“, bei dem ich nicht einschlafen möchte. Vielleicht wollte man den Teufel ja quälen.
Der Japan-Bonus-Track „Queen of the Night”, dessen Text im Booklet nicht abgedruckt ist, ist solide, wäre aber sicher kein Grund sich die japanische CD nur seinetwegen zuzulegen.
Die auf 3000 Exemplare limitierte Collectors Edition von Holy Land erschien mit einer Bonus-EP, die in der Collection sogar die Bezeichnung „CD 1“ trägt. Die reguläre CD wird als „CD 2“ geführt, erscheint hier mit dem Bonus-Track „Queen of the Night“ und ist damit identisch mit der japanischen Version des Albums.
In das doppelt-CD-hohe Digipack sind auf der rechten Seite zwei schwarze Trays mit den CDs eingeklebt. Auf der linken Seite befinden sich übereinander zwei Steckleisten, darin: 1.) ein doppelseitig bedruckter CD-großer Einleger zur Bonus-EP; 2.) das eigentliche CD-Booklet, auf 12-fache CD-Größe auffaltbar, bedruckt auf der einen Seite mit einer historischen Weltkarte; auf der Rückseite mit Texten, Credits und einem Bandfoto vor dem Hintergrund einer historischen Pazifikkarte; 3.) ein doppelt-CD-hoher acht-seitiger Einleger mit Fotos, Bandhistory und Liner Notes zum Album – layoutet wiederum mit Schmuck-Elementen der Weltkarte.
Sehr wertig!
Auch die Bonus-CD lohnt sich. Es handelt sich um einen knapp 20-minütigen Akustik-Live-Auftritt im Pariser FNAC Forum vom Mai 1995 mit zwei Stücken des Debüts Angels Cry und einem Stück des brasilianischen Komponisten Antônio Carlos Jobim. Hier erscheinen die in der Regel sehr opulent arrangierten Angra von einer ganz neuen Seite, die ihre melodische Seite betont. Statt Keyboards und E-Gitarren regieren hier akustische Gitarren und ein von Sänger Andre Matos gespieltes Akkordeon.
Bei discogs ist diese Version zurzeit mit einem Durchschnittspreis von 26,47 € verzeichnet.
Trackliste
1 Angels cry (9:53)
2 Chega de Saudade (2:54)
3 Never understand (6:25)
CD 2: Holy Land (Japanische Version 1996)
1 Crossing (1:55)
2 Nothing to say (6:20)
3 Silence and Distance (5:34)
4 Carolina IV (10:33)
5 Holy Land (6:26)
6 The Shaman (5:23)
7 Make believe (5:51)
8 Z.I.T.O (6:02)
9 Deep Blue (5:47)
10 Lullaby for Lucifer (2:43)
11 Queen of the Night (Japanese Bonus Track) (4:37)
Besetzung
Andre Matos (Voc, Akkordeon, Perc)
Kiko Loureiro (Ac. Git, Back Voc)
Rafael Bittencourt (Ac. Git, Back Voc)
Luis Mariutti (Ac. B)
Ricardo Confessori (Dr, Back Voc)
Holy Land
Andre Matos (Voc, Keys)
Kiko Loureiro (Git)
Rafael Bittencourt (Git)
Luis Mariutti (B)
Ricardo Confessori (Dr)
Gäste:
Tuto Ferraz (Perc)
Castora (Perc, Flöten)
Pixo Flores (Berimbau)
Ricardo Kubala (Viola)
Paulo Bento (Flöten)
Ben Bischoff (Didgeridoo)
Holger Stonjek (Kontrabass)
The Farrambamba Vocal Group:
Celeste Gattai (Sopran)
Monica Thiele (Alt)
Andre Matos (Tenor)
Reginaldo Gomes (Bass)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |